03.07.2025
Die dritte INTERREG CHEERS4EU-Studienreise führte vom 26. bis 28. Mai 2025 nach Finnland. Teilnehmende von Circular Hubs aus sieben europäischen Ländern konnten sich in Helsinki aus erster Hand davon überzeugen, wie die Region mit innovativen Ansätzen in der Kreislaufwirtschaft zur europäischen Vorreiterin wurde. Das Team des Circular Hub Tirol war mit dabei und nahm zahlreiche praxisnahe Impulse für die regionale Entwicklung in Tirol mit.
Intensiver Austausch beim Kick-Off
Der Auftakt der Studienreise fand im Konferenzzentrum der HSY (Helsingin seudun ympäristöpalvelut) statt. Dort stellten Vertreter:innen aus den Niederlanden, Portugal, Spanien, Tschechien und Tirol ihre erfolgreichen Ansätze und Herausforderungen bei der Entwicklung zirkulärer Wertschöpfungsketten vor. HSY gab spannende Einblicke, wie die Organisation Kreislaufwirtschaft systematisch in der Metropolregion Helsinki implementiert – von der Abfallwirtschaft über die Biogaserzeugung bis hin zu strategischen Zielen zur Reduktion von Deponiemengen.
Helsinki-Uusimaa Circular Hub & Ämmässuo Eco-Industrial Centre
Am zweiten Tag bot sich ein eindrucksvolles Bild der gelebten Kreislaufwirtschaft: Der Arabia Circular Hub präsentierte, wie Unternehmen durch gemeinsame Plattformen nachhaltige Innovationen entwickeln. Der Helsinki-Uusimaa Circular Hub bündelt als regionale Leitinitiative über 100 Projekte zu Kreislaufwirtschaft in den Bereichen Bau, Kunststoffe, Textilien, Elektronik und Lebensmittel. Durch die gelebte und etablierte Kooperation von Kommunen, Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft ist der Hub ein Erfolgsbeispiel für die Skalierung von Kreislaufwirtschaft.
Im Anschluss führte die Exkursion zum Ämmässuo Eco-Industrial Centre von HSY, eines der größten Öko-Industriezentren Europas. Es kombiniert Biowertstoffbehandlung, Kompostierung und Biogaserzeugung und setzt zugleich auf Biodiversität mit Blühwiesen und „Pollinator Bars“. HSY bedient über 1,27 Millionen Menschen, strebt 60 % Recyclingquote bis 2025 und CO₂-Neutralität bis 2030 an. Abgerundet wurde der Tag durch Praxisbeispiele wie Asfalttikallio, wo ein erfolgreicher Ansatz des Asphaltrecycling besichtigt wurde und Stena Recycling, einem Vorreiter für EV-Batterie Recycling mit innovativen modularen und skalierbaren Verfahren.
Wiederaufbereitung und Energiegewinnung
Am dritten Tag standen zwei weitere Leuchtturmprojekte im Fokus: Die Kivikko Sortti Waste Sorting Facility überzeugte mit innovativen Lösungen zur Vorsortierung von Abfällen und Ansätzen, um den Recyclinganteil weiter zu steigern. Ein weiteres Highlight war der Besuch der Vantaan Energia Waste-to-Energy-Anlage: Hier konnten die Teilnehmenden live erleben, wie nicht recyclingfähige Abfälle thermisch verwertet und gleichzeitig Strom und Fernwärme für die Region produziert werden und das Varanto-Projekt kennenlernen, das zum größten unterirdischen Wärmespeicher der Welt werden soll.
Tiroler Stakeholder reflektieren Erkenntnisse
Neben den Fachprogrammpunkten bot die Studienreise vielfältige Möglichkeiten für internationalen Erfahrungsaustausch und Vernetzung. Die gewonnenen Erkenntnisse präsentierte das Team des Circular Hub Tirol nach der Rückkehr dem regionalen Stakeholderboard, in dem Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung vertreten sind. Gemeinsam wurden die Ergebnisse reflektiert und diskutiert, wie diese Impulse auf Tirol übertragen werden können – etwa durch stärkere Kooperationen oder neue Pilotprojekte. Die Mitglieder des Stakeholdeboards entwickeln im Zuge des Projektes auch Policy Empfehlungen, welche in das Maßnahmenprogramm der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie einfließen.
Europas Circular Hubs vernetzen sich
CHEERS4EU ist das erste EU-Projekt, das gezielt Circular Hubs in Europa analysiert und vernetzt. Die Standortagentur Tirol beteiligt sich aktiv mit dem Circular Hub Tirol; das Land Tirol unterstützt als Partner. Ziel ist es, Erfolgsfaktoren für den Aufbau und Betrieb von Circular Hubs zu identifizieren und in regionale Förder- und Strategiedokumente zu integrieren.
Drei Schwerpunkte prägen die Arbeit des Projekts:
- Kooperation: Unternehmen, Forschung und Verwaltung stärker verbinden, um Synergien für zirkuläre Innovationen zu schaffen.
- Kreislauffähige Geschäftsmodelle: Betriebe gezielt bei der Transformation zu ressourcenschonenden Prozessen unterstützen.
- Gesellschaftlicher Nutzen: Positive Effekte der Kreislaufwirtschaft sichtbar machen und Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen.
Mit konkreten Policy-Empfehlungen leistet CHEERS4EU einen Beitrag, den Übergang zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen. Der Circular Hub Tirol bietet interessierten Unternehmen Beratung und Begleitung bei der Umsetzung innovativer Ideen.
Links
>>https://www.interregeurope.eu/cheers4eu