Bildnachweis: Standortagentur Tirol

Nachhaltigkeit

David Minatti-Krauhs, Matthias Glätzle, Karin Huber-Heim, Christoph Grud und Marcus Hofer beim Pressegespräch anlässlich der Circular Design Week 2023.

Standortagentur Tirol initiiert Schwerpunktwochen: EU-Taxonomie rückt die Kreislaufwirtschaft in den Fokus

08.05.2023
Unternehmer:innen, die neue Regelungen zur EU-Taxonomie nicht kennen und zu wenig auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft setzen, werden Wettbewerbsnachteile erleiden, warnen Expert:innen. Nachhaltig agierende Firmen hingegen werden sich künftig leichter tun, Kredite zu erhalten. Rund um das Thema Kreislaufwirtschaft setzt die Standortagentur Tirol vom 5. bis 17. Mai mit der "Circular Design Week Tirol 2023" ein klares Signal und will informieren.

Ressourcen- und Umweltschutz werden zu immer zentraleren Themen der Wirtschaft. Die Standortagentur Tirol organisiert daher vom 5. bis 17. Mai die „Circular Design Week Tirol 2023“ in der Bäckerei - die Kulturbackstube in Innsbruck. Im Mittelpunkt der Schwerpunktwochen stehen die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) und damit einhergehend ein schonender Umgang mit Ressourcen unter dem Motto „reduce – reuse – recycle“. Materialien und Produkte sollen dabei möglichst lange verwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden, um so den Lebenszyklus eines Produkts zu verlängern bzw. seine Komponenten im Kreislauf zu halten. Der Fokus liegt in diesem Zusammenhang auch darauf, Abfall auf ein Minimum zu reduzieren und Lieferketten kreislauffähig zu gestalten. Die Circular Design Week wird gehostet von der Bäckerei in Kooperation mit dem Cluster kreativland.tirol der Standortagentur Tirol und der Plattform für Klima, Energie & Kreislaufwirtschaft. Sie zahlt ein auf das Ziel der Umsetzung der Tiroler Nachhaltigkeits- & Klimastrategie „Leben mit Zukunft“ und das Landesziel der Energieautonomie TIROL 2050.

EU-Taxonomie: Nachhaltigkeit wird Teil der Finanzwirtschaft
Seit dem Jahr 2022 greift im Rahmen des Green Deals der EU als einer der zentralen Bausteine die EU-Taxonomie-Verordnung. Sie soll die Reduzierung umweltschädlicher Treibhausgase vorantreiben: Um eine deutliche Absenkung des CO2-Ausstoßes zu erreichen, ist ein klimafreundlicher Umbau sämtlicher Wirtschaftssektoren notwendig. Damit wird Nachhaltigkeit zu einem Kriterium des Risikomanagements in der Finanzwirtschaft.

Kreislaufwirtschaft wird zum Kriterium bei Kreditvergaben
„Mit der EU-Taxonomie-Verordnung ergeben sich neue Berichtspflichten für Unternehmen“, erklärt Marcus Hofer, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol. Ziel ist es, Kapitalflüsse zukünftig in ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu lenken und unter anderem Kreislaufwirtschaft zu forcieren. Daraus resultierend werden sich für Unternehmen neue Möglichkeiten in Hinblick auf die Klimastrategie oder das Produktportfolio ergeben. Hofer erläutert: „Unternehmen sollten diese Chance nutzen und einen Mehrwert aus dem Aufwand der Taxonomie-Berichterstattung ziehen. An erster Stelle ist hier anzuführen, dass mit der EU-Taxonomie Kreislaufwirtschaft zu einem Kriterium bei der Kreditvergabe wird. Nachhaltig agierende Unternehmen werden sich somit in Zukunft leichter tun, einen Kredit zu bekommen. Darüber hinaus werden Förderungen, z.B. im Rahmen des Green Deals, sehr wahrscheinlich immer mehr an Kriterien der EU-Taxonomie gebunden.“

Circular Economy als System der Zukunft
„Kreislaufwirtschaft ist der ausschlaggebende Hebel für das Erreichen der Klimaziele“, so Karin Huber-Heim, Leiterin des Circular Economy Forum Austria, und führt weiter aus: „Wenn von Kreislaufwirtschaft die Rede ist, wird das von vielen sofort mit Recycling verbunden, wenn nicht sogar gleichgesetzt. Dabei ist Recycling die allerletzte Lösung. Nehmen wir als Beispiel die Landwirtschaft: Die traditionelle Landwirtschaft – nicht die industrielle – ist in Kreisläufen angelegt: Bäuerinnen und Bauern beachten Fruchtfolgen, verwerten Reste zu Dünger, akzeptieren, dass Böden für eine langfristige Nutzung nicht kurzfristig ausgelaugt werden dürfen. Gleiches gilt für die Kreislaufwirtschaft. Hier geht es nicht um Verzicht, sondern um den Systemerhalt innerhalb natürlicher Grenzen. Die Moderne kennt leider nichts anderes als unendliches Wirtschaftswachstum – geprägt durch die Ära des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Dieses lineare in ein zirkuläres Wirtschaften zu ändern, ist die zentrale Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte. Unternehmen, die frühzeitig auf Kreislaufwirtschaft setzen, können Wettbewerbsvorteile erzielen und sind langfristig erfolgreicher. Gleichzeitig ergeben sich neue Geschäftsfelder und Chancen für innovative Unternehmen.“

ADLER-Lacke: Pionier auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft
Ein Vorreiter auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft ist das Tiroler Unternehmen ADLER. Seit vielen Jahren gilt ADLER zurecht als Pionier auf dem Gebiet der umweltfreundlichen Lackherstellung. Dieses ausgeprägte Umweltbewusstsein bildet die Basis für eine umfassende Nachhaltigkeits-Philosophie. „Für ADLER bedeutet Kreislaufwirtschaft reduzieren, wiederverwenden und recyceln. Dabei nehmen wir den gesamten Entstehungs- und Verwertungsprozess eines Produktes unter die Lupe: Von der Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe über die Herstellung mit umwelt- und ressourcenschonenden Verfahren bis hin zur Recyclingfähigkeit“, so Matthias Glätzle, Leiter Zentrale Forschung & Entwicklung, ADLER-Lacke.

Seedcup: Neue Geschäftsmodelle durch Kreislaufwirtschaft
Der Hype zum Coffee to go hat in den letzten Jahren stark zugenommen, insbesondere in den städtischen Gebieten. Viele Menschen schätzen die Bequemlichkeit, die das Kaffeetrinken unterwegs mit sich bringt. Der Trend hat auch zu einem Anstieg des Verbrauchs von Einweg-Kaffeebechern geführt, was zu einer zunehmenden Belastung der Umwelt durch Abfall und Ressourcenverbrauch beiträgt. „Im Jahr landen rund 3,4 Mrd. Einwegbecher in der DACH- Region im Müll. Das macht allein schon 15 Prozent des öffentlichen Abfallaufkommens aus“, zeigt David Minatti-Krauhs, Managing Director und Co-Founder von Seedcup, auf und ergänzt: „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, gebrauchte Ressourcen aus der Kaffeeproduktion wiederzuverwenden, um nachhaltige Coffee-to-go-Becher herzustellen.“

Die Bäckerei: Zentrum für Kultur, Transformation und Nachhaltigkeit - „Der Nachhaltigkeit eine Bühne geben”
Die Bäckerei geht aktiv nach außen und will gemeinsam mit anderen Unternehmen und Einrichtungen Veranstaltungen und Formate umsetzen, wo sie unterschiedliche Gruppen dazu einlädt, gemeinsam Co-Kreativität zu leben. Dabei werden etablierte Unternehmen, Initiativen, Start-Ups, Expert:innen und Künstler:innen zusammengebracht, um gemeinsamen an Lösungen für den nötigen Green Deal zu arbeiten. 
„Die Stärken der Bäckerei sind Soft Skills, auch IDG’s (Inner Developement Goals ) genannt. Diese sind unerlässlich für Unternehmen, um ein Mindset zu entwickeln  um nicht nur Themen wie Taxonomie anzugehen, sondern darüber hinaus SDG’s von der Idee in die Realität zu übertragen”, so Christoph Grud, geschäftsführender Vorstand „Die Bäckerei – Kulturbackstube“, abschließend. 

Link
>> Circular Design Week: Programm

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