Bildnachweis: Standortagentur Tirol

Nachhaltigkeit

Im Rahmen des Projekts Amethyst fand kürzlich ein runder Tisch in Innsbruck statt, der sich mit den Herausforderungen des Wasserstoff-Hochlaufs in der Alpenregion befasste.

Herausforderungen und Lösungsansätze für Wasserstoff-Anwendungen im alpinen Raum

15.09.2023
Kürzlich fand ein Runder Tisch zu Herausforderungen und Einsatz erneuerbarer Energien im alpinen Raum im Green Energy Center in Innsbruck statt. Zu dem vom Projekt Amethyst veranstalteten Meeting fanden sich Vertreter:innen aus Forschung und Wirtschaft als Diskutanten ein. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Rolle von Wasserstoff.

Amethyst steht für „A MultipurposE and Transsectorial Hydrogen SupporT for decarbonized alpine Territories“. Das Ziel dieses von der europäischen Union geförderten Projekts besteht darin, die Entwicklung lokaler alpiner Wasserstoff-Ökosysteme zu fördern. An Amethyst wirken sechs Pilotregionen aus fünf europäischen Ländern mit, eine davon ist Tirol.

Kürzlich lud Markus Winkler, Projektverantwortlicher für Amethyst an der Standortagentur Tirol, zu einem runden Tisch ins Green Energy Center nach Innsbruck. Gemeinsam mit Protagonisten aus der Tiroler Wirtschaft sowie der Forschung wurde erörtert, mit welchen Schwierigkeiten und Hindernissen Wasserstoff-Anwendungen im Alpenraum derzeit konfrontiert werden. Darauf aufbauend wurden mögliche Lösungsansätze skizziert.

Zu Beginn des Treffens erläuterte Winkler die Rolle, welche Wasserstoff als Baustein der Energiewende in alpinen Regionen spielen kann. Oftmals fehlten Entscheidungsträger:innen jedoch noch die nötigen Informationen, um H2-Lösungen in ihre Überlegungen einzubeziehen. Auch ist der Austausch der Wasserstoff-Player in der Alpenregion noch unterentwickelt.

Amethyst möchte dem entgegenwirken. So sollen lokale Bedürfnisse und Ziele für den Einsatz von grünen Wasserstoff-Lösungen im Alpenraum identifiziert werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf touristischen Anwendungen. Amethyst möchte den Austausch von Wissen zu Wasserstoff-Ökosystemen forcieren, indem eine entsprechende Plattform geschaffen wird. Zudem soll berichtet werden, welche Wasserstoff-Anwendungen es im alpinen Raum bereits gibt und wie solche Anwendungen woanders implementiert werden können.

Wasserstoff hat großes Potenzial, Umsetzung steckt in den Kinderschuhen

Beim runden Tisch in Innsbruck waren folgende Unternehmensvertreter mit dabei: Wolfram Gehri von Postbus, Peter Waldenberger von der Spedition Gebrüder Weiss und Wolfgang Madl vom Lebensmittelhändler MPREIS. Michael Polzinger vertrat den österreichweiten Wasserstoff-Cluster des Hydrogen Partnership Austria (HyPA). Und Nikolaus Fleischhacker von der FEN Research GmbH sprach für Forschungseinrichtungen.

Zu Beginn gingen die Beteiligten darauf ein, wie in ihren Unternehmen der Einsatz erneuerbarer Energien unterstützt wird. Peter Waldenberger erläuterte, dass in Photovoltaik investiert werde und zudem der CO2-Ausstoß im Unternehmen gemessen werde. Außerdem seien Wasserstoff- und Batterie-Lkw im Einsatz. Wolfgang Madl schilderte, dass zahlreiche Märkte mit Photovoltaik ausgestattet seien. Nun gehe es darum, Erdgas und Diesel zu ersetzen. 

Wolfram Gheri von Postbus zeigte auf, dass in der Region Salzburg, Tirol und Vorarlberg rund 630 Busse im Einsatz seien, erst fünf davon mit elektrischem Antrieb. Für alle Busse zusammen werden rund 14 Mio. Liter Diesel jährlich benötigt. Es gehe also vor allem darum, die Fahrzeugflotte zu dekarbonisieren. Postbus sei hierbei jedoch auf Partner angewiesen.

Michael Polzinger von HyPA stellte den Cluster vor und zeigte auf, wie dieser Unternehmen dabei unterstützt, die Wasserstoffwirtschaft hochzufahren. Und Nikolaus Fleischhacker erläuterte, dass FEN Research Unternehmen beim Umbau des Energiesystems unterstützt und dies auch selbst lebt. Das Unternehmen setzt seit mehr als 10 Jahren auf Photovoltaik und E-Fahrzeuge. FEN-Research ist auch an vielen Wasserstoffprojekten beteiligt oder leitet diese. 

Aus Sicht von Gebrüder Weiss ist Wasserstoff der optimale Ersatz für Diesel. Momentan sei der Preis allerdings noch deutlich zu hoch. Gheri pflichtete dem bei, Wasserstoff sei hervorragend geeignet für den Nutzfahrzeugsektor. Als Busbetreiber sei es zudem wichtig, dass die Industrie Fahrzeuge produziere, die im alpinen Raum eingesetzt werden können. Aktuell gebe es diese nicht.

Madl betonte, dass Wasserstoff hervorragend überall dort eingesetzt werden könne, wo batterieelektrische Lösungen an ihre Grenzen stoßen. Er eigne sich zudem bestens, um Überkapazitäten aus der Stromproduktion zu speichern. Fleischhacker verwies auf die Tiroler Energiestrategie. In dieser sei festgeschrieben, dass das Energiesystem auf Strom umgestellt werden solle. Der Speicherung von Überkapazitäten komme daher enorme Bedeutung zu.

Gesamtwirtschaftliche Sicht notwendig

Auf die Frage, welche Hindernisse überwunden werden müssen, um Wasserstoff-Lösungen auf den Weg zu bringen, kam das Gespräch rasch auf fehlenden politischen Gestaltungswillen. Die Politik fokussiere beim Thema Wasserstoff stark auf die Industrie, erläuterte Peter Waldenberger. Der Bereich Mobilität werde stiefmütterlich behandelt. In der Schweiz und Deutschland gebe es deutliche Förderungen für Wasserstoff-Lkw, in Österreich nicht. Ungelöst seien zudem die Fragen der Herstellung von und Betankung mit Wasserstoff.

Madl ergänzte, dass im Bereich Mobilität die Verfügbarkeit von Fahrzeugen ein enormes Problem sei. Gheri führte an, die Technologie sei weit genug fortgeschritten, dass Busse oder Lkw in großem Stil gebaut werden könnten. Was fehle, sei die Initialzündung der Politik, diese setze offenbar voll auf die batterieelektrische Variante.

Michael Polzinger von HyPA betonte, die Hindernisse auf dem Weg zur Umsetzung von Wasserstoff-Lösungen könnten überwunden werden, indem Bedarfe erhoben und der Politik gegenüber offengelegt würden. Zudem sei es zweckmäßig, Forschungsergebnisse zu bündeln und zur Verfügung zu stellen. Er betonte, dass es aktuell auch an Fachpersonal mangle, um Wasserstoffanlagen zu bauen und zu betreiben.

Fleischhacker bedauerte, dass oftmals ein Verständnis energiewirtschaftlicher Zusammenhänge fehle. Die Bedeutung von Wasserstoff für die Stabilisierung des Energiesystems werde daher nicht erfasst und die Diskussion werde auf eine Preisdebatte reduziert.

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