05.06.2025
Beim diesjährigen internationalen Life Sciences Partnering trafen sich am 4. und 5. Juni 2025 Vertreter:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft auf der Villa Blanka in Innsbruck und diskutierten darüber, was es braucht, um als Life-Sciences-Standort erfolgreich zu sein. Veranstalter:innen waren die Standortagentur Tirol und der Health Hub Tirol in Kooperation mit dem Interregprojekt PROMOS.
Zwei Tage lang drehte sich alles um erfolgreiche Wege zur Innovation in den Life Sciences. Der Tenor der Teilnehmenden: Netzwerkbildung, Kooperation und ein stabiles Ökosystem sind wesentliche Faktoren.
Ausbau Tirols als attraktiven Life-Sciences-Standort im Fokus
Gerade im international aufgestellten Life-Sciences-Bereich ist der Blick über die Landesgrenzen entscheidend wichtig. Was können wir von unseren Nachbarn lernen? Wie funktioniert die Netzwerkbildung und die Unterstützung der Translation von der Forschung in die Wirtschaft in Bayern oder in Südtirol? Ralf Huss, Geschäftsführer von BioM Biotech Cluster Development GmbH in München, gab in seiner Keynote Einblicke in die Arbeit der Netzwerkorganisation der Biotechnologiebranche in München und Bayern. Die beeindruckende Historie des Clusters zeigt, wie wichtig es ist, Menschen mit Weitblick und Überzeugungskraft zusammenzubringen, die gemeinsam an der Verwirklichung einer Idee arbeiten. Auch die internationale Zusammenarbeit ist dabei einer der Erfolgsfaktoren, ebenso wie die Etablierung von Leuchtturmprojekten.
Im anschließenden Panel diskutierten Vertreter:innen aus Bayern und Südtirol mit Tiroler Hochschulvertreter:innen darüber, was es braucht, den Schritt aus der Forschung in die Wirtschaft erfolgreich gehen zu können. Matthias Fill, Leiter des Technologiefeldes Food & Health des NOI Techpark Südtirol stellte den neu etablierten Technologietransferprozess am NOI Techpark vor und betonte, dass mit der Konzentration auf wenige Themenschwerpunkte erfolgreiche Arbeit an einem kleineren Standort gelingen kann. Elisabeth Stiegler vom MedLifeLab in Innsbruck hob hervor, dass die frühe Einbindung von Investor:innen ein entscheidender Schritt in der Entwicklung eines Projektes ist. Die Zusammenarbeit aller Stakeholder ist besonders an einem kleinen Standort wie Tirol ein wichtiger Faktor. Sara Matt von der LFU Innsbruck erklärte, dass Zusammenarbeit statt Konkurrenz bei der Etablierung neuer Finanzierungsmechanismen entscheidend sei. Die Bildung eines funktionierenden Teams, in dem jede:r seine bzw. ihre Stärken einbringen kann, sei ein zentraler Faktor für den Erfolg. Dabei spiele auch die Angst vor dem Scheitern eine große Rolle – sie sei oft bestimmend für die Entscheidung, ob jemand überhaupt den Schritt in die Gründung wagt. Martin Pillei vom MCI fasste zusammen, dass an seiner Institution bereits von Anfang an großer Wert darauf gelegt werde, einen starken Bezug zur Wirtschaft sicherzustellen. Dies helfe Gründer:innen, ihre Ideen praxisnah zu entwickeln, frühzeitig Feedback zu erhalten und potenzielle Partner:innen aus der Industrie einzubinden. Ein solches Umfeld fördere nicht nur Innovationsgeist, sondern biete auch eine wichtige Orientierung und Unterstützung auf dem Weg in die Selbstständigkeit.
180 Meetings, 160 Teilnehmer:innen und 16 verschiedene Nationalitäten
Das Herzstück der Veranstaltung war das namensgebende Partnering, bei dem man vorab bilaterale Meetings über die zwei Tage hinweg buchen konnte. Im Rahmen eines 20 Minuten-Gesprächs trafen sich Vertreter:innen aus Wissenschaft, Industrie, Start-ups und Investoren zu gezielten Einzelterminen. Die kurze, aber strukturierte Gesprächszeit ermöglichte einen fokussierten Austausch über Kooperationsmöglichkeiten, gemeinsame Projekte oder Investitionsinteressen. Mit rund 180 gebuchten Gesprächen über beide Tage war das Interesse auch in diesem Jahr wieder groß. Teilnehmende aus über 16 Nationen in Person und online profitierten von diesem Angebot.
Von der Idee zum Investment – Herausforderungen und Chancen
Ein zentrales Thema war die Finanzierung: Entwicklungen im Life-Sciences-Bereich sind zeit- und kostenintensiv und ohne Fördergelder und externes Kapital kaum realisierbar. Am zweiten Tag drehte sich deshalb alles um die Frage, wie Startups passende Investor:innen finden, welche Modelle es gibt und worauf besonders zu achten ist.
Prudence Donovan (xista) betonte in ihrer Keynote am Start des zweiten Tags Europas Potenzial für Biotech-Innovationen. Entscheidend sei es, exzellente Forschung in skalierbare Unternehmen zu überführen und Startups über die frühe Phase hinaus so zu unterstützen, dass sie international wachsen können.
In der anschließenden Podiumsdiskussion waren sich die Expert:innen einig: Ein starkes Ökosystem ist unerlässlich. Regina Weinmüllner (aws) verwies auf die Notwendigkeit abgestimmter Strukturen. Rudolf Flunger (Innspire Ventures) betonte, dass Business Angels mehr als nur Kapital einbringen, etwa auch Erfahrung und Netzwerke. Dennis Weiß von onsight ventures hob hervor, wie wichtig der Zugang zu wissenschaftlicher Expertise ist und wie herausfordernd es für Startups sei, den/die richtige/n Lead-Investor:in zu finden. Zudem sei es in Österreich weiterhin schwierig, größere Investitionen zu erhalten.
VCs und Business Angels agieren unterschiedlich. Die richtige Finanzierungsstrategie zu finden, bleibt anspruchsvoll, doch mit gezielter Vernetzung und passenden Rahmenbedingungen kann Europa aufholen.
16 Pitches – 16 innovative Unternehmen
In insgesamt 16 Pitches stellten die Teilnehmer:innen ihre Ideen oder bereits laufenden Projekte im Life-Sciences-Bereich in einer Präsentation von fünf Minuten vor. Ob Krebsforschung, Gentherapien, klinische Dokumentationen oder Stammzellenforschung - das Spektrum der vorgestellten Themen war ebenso vielfältig wie innovativ. Dabei reichten die Ansätze von grundlagenwissenschaftlicher Fragestellungen bis hin zu marktnahen Anwendungen mit klar definierten Geschäftsmodellen. Die Pitches zeugten nicht nur von hoher wissenschaftlicher Kompetenz, sondern auch von einem starken Unternehmergeist und dem Bestreben, medizinische Herausforderungen unserer Zeit mit neuen Technologien und kreativen Lösungsansätzen anzugehen.
Das waren die diesjährigen Pitchenden und ihre Themen:
Pitch 1: Maryen Vasanthakumar von RobHeart – Eine mechanische Therapie zur Krebsbehandlung
Pich 2: Anantha Padmanabhan von FabCure – Von lebenslanger Behandlung zur einmaligen Heilung
Pitch 3: Claudia Gföller von MENO Academy – Online-Unterstützung für Frauen in den Wechseljahren
Pitch 4: Gerald Brandacher von X-Therma - Wird Zeit in der Transplantationsmedizin noch eine Rolle spielen? – Organerhalt bei Unternull-Temperaturen mit naturinspirierten Kryoprotektiva
Pitch 5: Anton Bauer von acib – eine Brücke zwischen akademischen und industriellen Bedürfnissen in der Biotechnologie
Pitch 6: Norbert Welte von SMARTI - Selbstbewusst Übergänge meistern – die kompakte und einfache Mobilitätslösung für Ihr Zuhause
Pitch 7: Noemi Hartig von FemStem
Pitch 8: Helin Hussein von HEAlink: LifeSense – Nicht-invasive Glukosemessung
Pitch 9: Herwig Loidl von CAATS Service - Nahtlose Digitalisierung in der ambulanten Pflege
Pitch 10: David Ortner von eyecre.at - MediMimesis – Wo Anatomie auf Innovation trifft
Pitch 11: Thomas Jakschitz von ADSI - natürliche Wirkstoffe. Messbare Wirkung. – ADSI’s Entdeckungsplattform für die Phyto-Zukunft
Pitch 12: Simon Sollereder von VASCage – Die Rolle des Schlaganfalls und seine Bedeutung für ein gesundes Altern
Pitch 13: Thomas Pellizzari von akedis - Innovative Lösungen für eine bessere Patientenversorgung
Pitch 14: Tobias Klingler von CARD.IA - KI-gestützte automatische Erstellung von Lernkarten
Pitch 15: Graham Hench von SWACRIT – Wir liefern Präzision für Hightech-Industrien
Pitch 16: Ludwig Englmeier von Redpoint - Diagnose per Haut-Prick – Hautdiagnostik neu gedacht mit IgE-basierter In-situ-Immunologie
Mehr Infos und Kurzbeschreibungen zu den Pitchenden finden Sie hier.
Links
>>Presseaussendung: Tirol baut seine Position als Life-Sciences-Standort mit internationalem Expert:innen-Treffen weiter aus
>>Bildergalerie vom Life Sciences Partnering 2025 (verfügbar ab 06.06.2025)
>> Health Hub Tirol