28.07.2025
Was wäre, wenn man die Wirkung eines Medikaments schon in der Zelle beobachten könnte - in Echtzeit, präzise und ohne Umwege? Diese Frage war der Ausgangspunkt für eine der spannendsten Erfolgsgeschichten der Tiroler Life-Sciences-Szene.
KinCon biolabs, ein Spin-off der Universität Innsbruck, wurde 2022 von dem Biochemiker Dr. Eduard Stefan und dem Molekularbiologen Dr. Philipp Tschaikner gegründet. Ihre Vision: Pharmaunternehmen mit einer innovativen Technologie dabei zu unterstützen, neue Medikamente gezielter, effizienter und schneller zu entwickeln und so einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen Krankheiten wie Krebs oder auch neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson zu leisten.
Ihre Technologie basiert auf der Fusion von Fragmenten eines biolumineszenten Enzyms mit Zielproteinen in lebenden Zellen. Wenn diese biotechnologisch hergestellten Proteine ihre Struktur verändern – etwa durch die Bindung eines Wirkstoffs – nähern sich die Enzymfragmente einander an und setzen ein messbares Lichtsignal frei. Dieses Signal zeigt direkt an, ob und wie ein Wirkstoff mit dem sogenannten Targetprotein interagiert. Ursprünglich für Kinasen entwickelt, hat KinCon biolabs die Plattform in den letzten Jahren erfolgreich auf weitere krankheitsrelevante Proteinklassen wie E3-Ligasen, nukleäre Rezeptoren und dem Tumorsuppressorprotein p53 ausgeweitet. „Unsere Technologie erlaubt es, bereits in frühen Phasen der Medikamentenentwicklung präzise Aussagen darüber zu treffen, welche Substanzen besonders vielversprechend sind – noch bevor kostspielige klinische Studien starten“, erklärt Dr. Philipp Tschaikner, Molekularbiologe und Mitgründer von KinCon biolabs. „Dabei können wir sogar mutationsspezifische Unterschiede in der Wirksamkeit sichtbar machen – ein wichtiger Schritt in Richtung personalisierter Therapien.“
Frühe Erfolge und starke Netzwerke
2021 wurde das Tiroler Startup im Startup Förderprogramm Boost.Up! aufgenommen. Das vom Land Tirol geförderte Programm begleitet Gründer:innen in der frühen Projektphase mit dem Ziel sie innerhalb von 12 Monaten reif für den Markt bzw. reif für eine Finanzierung durch Investor:innen zu machen. Bereits 2023 präsentierte KinCon biolabs seine Technologie beim von der Standortagentur Tirol und der aws Austrian Wirtschaftsservice organisierten Business Angel Summit in Kitzbühel und überzeugte ein internationales Publikum aus Investor:innen und Branchenexpert:innen. Im selben Jahr wurde das Unternehmen im Startup-Magazin „Senkrecht“ der Standortagentur Tirol vorgestellt – ein Format, das die damals vielversprechendsten Jungunternehmen der Region porträtierte. Diese frühe Sichtbarkeit war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Etablierung im europäischen Biotech-Sektor.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war von Beginn an die Einbindung in das regionale Innovationsökosystem. Als Mitglied im Cluster Life Sciences Tirol der Standortagentur Tirol profitiert KinCon biolabs von einem starken Netzwerk und einem intensiven Austausch mit anderen Akteur:innen der Branche. Die Gründer von KinCon biolabs bringen ihre langjährige Erfahrung aus der akademischen Forschung gezielt in die praktische Anwendung ein – und zeigen, wie wissenschaftliche Neugier und Unternehmergeist zusammenwirken können, um Lösungen für globale Gesundheitsprobleme zu schaffen.
Startklar für den nächsten Meilenstein
2024 wurde KinCon biolabs als eines der innovativsten Life-Sciences-Startups Tirols ausgezeichnet und erhielt in diesem Rahmen eine Förderung des Health Hub Tirol – einer Initiative, die gezielt junge Unternehmen im Bereich Gesundheit unterstützt. Der Health Hub Tirol, eine 100%ige Tochtergesellschaft der Standortagentur Tirol, bietet nicht nur moderne Büro- und Laborflächen, sondern auch maßgeschneiderte Beratung, Zugang zu Kapital und ein inspirierendes Umfeld für Wachstum. Aktuell bereitet KinCon biolabs den Einzug in den neuen Health Hub im Westpark Innsbruck vor – ein Ort, an dem Wissenschaft, Unternehmertum und Zukunftsvisionen aufeinandertreffen.
„Ohne das starke Netzwerk in Tirol – vom Cluster Life Sciences der Standortagentur Tirol bis zum Health Hub – wären wir heute nicht da, wo wir stehen. Diese Unterstützung hat es uns ermöglicht, unsere Technologie weiterzuentwickeln und den nächsten Schritt in Richtung Marktreife zu gehen“, so Biochemiker und Geschäftsführer von KinCon biolabs Dr. Eduard Stefan.
Tirol hat sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten Hotspot für Life Sciences entwickelt mit über 11.000 Arbeitsplätzen und einem Jahresumsatz von mehr als 3 Milliarden Euro. Die Kombination aus exzellenter Forschung, starker Infrastruktur und gezielter Förderung macht Tirol zu einem idealen Nährboden für Unternehmen und Startups wie KinCon biolabs.
Mit dem erfolgreichen Abschluss des internationalen Beratungsprogramms ‚Creative Destruction Lab‘ und der Unterstützung durch nationale Förderungen durch die FFG Life Science Austria Förderung setzt KinCon biolabs wichtige Impulse für seine internationale Sichtbarkeit und wissenschaftliche Profilierung. Die Entwicklung von KinCon biolabs zeigt, was möglich ist, wenn wissenschaftliche Neugier, unternehmerischer Mut und ein unterstützendes Umfeld zusammenkommen. Aus einer Idee wurde eine Technologie, aus Forschung wurde Wirkung – und damit ein Hoffnungsträger für Patient:innen und die globale Gesundheitsversorgung.
Links
>>Health Hub Tirol
>>Cluster Life Sciences Tirol
>>Boost.Up! Programm - Inkubation - Startup Tirol
>>KinCon biolabs