Bildnachweis: Standortagentur Tirol

AHGZ-Wellness-Gipfel 2014

Im Gespräch: (von links) Timo Grünert, Klaus-Dieter Graf von Moltke, Susanne Gräfin von Moltke, Frank Marrenbach, Rolf Westermann, Joachim Eckert, Michaela Doll-Lämmer, Alexander Aisenbrey, Richard Schmitz, Brit Glocke

Rückblick: AHGZ-Wellness-Gipfel 2014

29.11.2014
Hochwertige Angebote für das Wohlbefinden und die Gesundheit punkten. Dazu gehört auch fachliche Beratung.

Wellness ist alles und nichts. Tee-Packungen verheißen Entspannung, Getreide-Kekse mit Schoko sind plötzlich gesund. Wellness in der Werbung birgt Gefahren – aber bietet auch Chancen. Gastgeber, die Qualität anbieten, werden zu Siegern in einem Wachstumsmarkt. Wie Hoteliers dies gelingt, erläuterten Experten beim AHGZ-Wellness-Gipfel. Trends und Konzepte standen bei diesem Kongress im Fokus, den die AHGZ mit der Conference Group im Brenners Park-Hotel & Spa in Baden-Baden ausrichtete.

Ein ganz frisches Konzept bekamen die Teilnehmer früher als jeder andere Gast zu Gesicht: Die renovierte Villa Stéphanie mit dem neuen Spa des Brenners, exklusiven Zimmern für Langzeit-Wellness-Gäste, einer Wellness-Lounge sowie neuen Arztpraxen. Investiert wurde eine zweistellige Millionensumme, soviel wurde verraten.

Bei 494 Mrd. US-Dollar weltweit liegt der Umsatz im Wellness-Tourismus zurzeit, 178 Mrd. US-Dollar davon in Europa. Das Wachstum zum Vorjahr liegt bei 12,5 Prozent. Die Nachfrage hingegen wandelt sich. Der Tenor der Referenten lautete klar: Wellness bewegt sich weg vom passiven Angebot und muss ein langfristiges Ergebnis für Körper und Geist erzielen. „Neben dem Genuss steht heute der Effekt“, betonte Hans-Peter Veit, der seit 15 Jahren Spa-Manager im Brenners ist. Das Angebot muss luxuriös sein und steht für ein Qualitätsversprechen, das Gäste bei ihrem Aufenthalt erwarten. „Der Gast ist schlau und weiß zu vergleichen“, unterstrich auch der Geschäftsführende Direktor Frank Marrenbach. „Wir müssen immer besser sein, als es der Gast erwartet.“

Die historische Villa Stéphanie stammt aus dem Jahr 1890 und wurde aufwendig renoviert, ihr Wellness-Angebot erstreckt sich über 5000 Quadratmetern. Wellness maßgeschneidert, so der Ansatz. Ein Konzept aus vier Säulen - Beauty, Ernährung, emotionale Balance, Medical Care - ermöglicht jedem Gast, eigene Prioritäten zu setzen. Das Zimmerangebot der Villa Stéphanie (12 Doppelzimmer,3 Suiten) richtet sich an Wellness-Gäste, die mindestens fünf Tage verweilen. „Wir sprechen Gäste an, die sich Ziele für ihren Aufenthalt setzen und sich Zeit nehmen“, erläutert Veit. Dafür stehen ihnen Angebote wie Private Spa, Private Gym, Diäten und eine umfangreiche medizinische Betreuung zur Verfügung. Sieben Fachärzte haben Praxen im Hotel, ein Pool aus weiteren 15 Ärzten lässt sich hinzuziehen. Angeleitet werden die Gäste von sieben Medical Care Hosts, die als Schnittstelle zwischen Gast und Arzt eingesetzt werden.

Die Zusammenarbeit mit Profis ist unerlässlich. Wohlfühlen und Entspannen ist das eine, aber die Gäste wollen mittlerweile ein handfestes Ergebnis bei ihrer Abreise mitnehmen. Zum Beispiel die „12 Tiroler“. Ein Workout, das die Skilegende Toni Innauer für das For Friends Hotel Mösern in Seefeld ausarbeitete. Zweifelsohne, das 5-Sterne-Hotel punktet schon mit einer spektakulären Aussicht über das Inntal und auf das Karwendelgebirge. Für 20, 5 Mio. Euro entstanden 57 Zimmer und Suiten, fünf Restaurants, eine 260-Grad-Terrasse und der Mountain Spa mit Infinity-Pool und Panorama-Saunen. „Wir wollen den Gästen langfristig Lebensenergie und Sinn geben und mitgeben“, betont Referent Christof Netzer, der das Hotel mitentwickelte. Deshalb coacht Innauer die Gäste und gibt ihnen eine vielfältig einsetzbare Übungsserie mit auf den Weg.

Auch Abschalten und Entgiften sind Trend-Themen mit Schlagworten wie Digital Detox oder mentale Reinigung. Nora Oelkers,  Inhaberin des Spa & Wellness Resorts Romantischer Winkel Bad Sachsa, beschloss nach einem eigenen Burnout, für ihre Gäste eine mentale Entspannungsphilosophie zu erschaffen. „Wir haben doch gar nicht mehr Feierabend“, sagt sie. Das Konzept Roligio zielt darauf ab, Körper und Geist zu verwöhnen und sich selbst neu zu finden. „So kehrt der Gast mit Kraft in den Alltag zurück.“ erfreuliches Resultat: Blieben die Gäste früher zwischen zwei und drei Tagen, ermuntert der Roligio-Ansatz sie nun, zwischen 5 und 14 Tagen zu verweilen.

Das Ayurveda Parkschlösschen in Traben-Trarbach konzentriert sich auf eine sehr kleine Klientel mit maximal 60 Gästen gleichzeitig im Hotel (58 Zimmern). Die Königsdisziplin, die Panchakarma Kur, dauert 10 Tage und kostet zwischen 3500 und 5000 Euro. Das Speisenangebot kommt ohne Fleisch und Alkohol aus, im Park oder beim Yoga erden sich die Gäste. Carina Preuß, 28 Jahre alt und Geschäftsleitung, ist überzeugt: „Nur wer immer ein und dieselbe Linie verfolgt, ist wirklich gut.“ Um die Philosophie ungeschminkt zu verkaufen, vermarktet sich das Hotel ausschließlich selbst.

Für Hoteliers mit einem hochwertigen Konzept lohnt sich ein Blick auf die Zahlen. Hildegard Dorn-Petersen, Beraterin für die mittelständische Hotellerie, unterstreicht den Wert von Benchmarks. Kaum ein Betrieb schafft es, mehr als 10 Prozent des Gesamtumsatzes mit seinem Spa zu erzielen, weiß sie aus einem aktuellen Betriebsvergleich. Der Durchschnitt liegt bei guten 8 Prozent bei Betrieben mit einem Jahresumsatz ab 3,5 Mio. Euro. Und wie profitabel arbeitet der einzelne Spa-Mitarbeiter, wie viele Anwendungen und Produkte verkauft er? Spas sind Kostentreiber im Hotel, gerade hier muss der Verkauf angekurbelt werden, so Dorn-Petersen.

 

Autorin und Kontakt
Alexandra Leibfried
Redakteurin der AHGZ

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