Bildnachweis: Standortagentur Tirol

Branchentag Energie

Gemeinsam Zukunft entwickeln lautete das Motto beim Branchentag Energie 2016.

Energiewende bedeutet Kulturwandel

29.04.2016
Was VertreterInnen der Energiebranche zur angestrebten Energieautonomie Tirols zu sagen haben - sagten sie beim Branchentag Energie des Clusters Erneuerbare Energie.

Durch das Bundes-Energieeffizienzgesetz soll bis 2020 österreichweit die Energieeffizienz um 20% steigen. Zusätzlich strebt Tirol bis 2050 die Energieautonomie an, das bedeutet landesweit minus 50% beim Energieverbrauch und plus 30% erneuerbare Energien im Gesamtenergiemix. Auf Einladung des Clusters Erneuerbare Energien der Standortagentur Tirol loteten drei Energieversorger und rund 20 Unternehmen vor diesem Hintergrund beim Branchentag Energie Chancen und Herausforderungen für unsere Energieversorgung aus – und formulierten konkrete Aufgabenfelder.

Kompetenzen, Kooperationen, kollektives Handeln
40% des Gesamtenergiebedarfs fallen in Tirol im Bereich Wohnen an, vor allem für Heizungswärme und Warmwasser. Dazu kommt der große Themenbereich Mobilität, der heute noch überwiegend auf fossilen Brennstoffen fußt. Energieeffizienz im Wohnbau sowie alternativen Antriebstechnologien kommen somit besondere Bedeutung zu. Auf der technischen Seite braucht es also innovative Produkte, Dienstleistungen und Verfahren. Heimische Unternehmen können mit ebensolchen bereits am Markt aufwarten. Auf der organisatorischen Seite plädierten EVUs und Unternehmen für dezentrale Systeme ähnlich wie Abwasserverbänden. Eine zukunftsfähige Energieraumplanung müsse sich über Gemeindegrenzen erstrecken und möglichst weite, zusammenhängende Teile Tirols einbeziehen, Raum- und Energieplanung Hand in Hand gehen. Ebenso müsse die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Ausbildungsstätten intensiviert werden. Dies nicht nur, um Lehrinhalte an die Anforderungen der Berufswelt anzupassen, sondern auch, um Unternehmen mit Absolventen zusammenzubringen und sie so bei der Suche nach qualifizierten MitarbeiterInnen zu unterstützen. „Und wir brauchen einen Schulterschluss von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, um die Energiewende zu einem Kulturwandel zu machen“, meinte DI Bernhard Hupfauf von der IKB. „Wir brauchen die Menschen, die Teilhabe der Öffentlichkeit. Energieautonomie und Energieeffizienz betreffen uns alle, sie sind wichtig für unsere gemeinsame Zukunft, deshalb müssen wir auch gemeinsam anpacken.“ Auf einer wirtschaftlich-wissenschaftlichen Ebene funktioniere das bereits recht gut, etwa bei der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen mit Hochschulen und HTLs. Um ein Umdenken der breiten Öffentlichkeit in Sachen Energienutzung zu erreichen, müsse aber früher, in Kindergarten und Volksschule, angesetzt werden. Energiethemen sollen bereits in die Lehrpläne der Volksschule einfließen, und zwar idealer Weise in mehrere Fächer gleichzeitig.

Vom Energieanbieter zum Dienstleister
Die Energiewende verlange nach neuen Geschäftsmodellen, gerade bei den Energieversorgern, ist sich auch Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol, sicher. In den vergangenen Monaten entwickelte die Standortagentur Tirol mit Tiroler UnternehmerInnen und Forschenden sowie internationalen ExpertInnen Zukunftsbilder, so auch für den Bereich Energie. „Zentrale Fragen waren: Welche internationale Trends werden sich wie auf Tirol auswirken und wie sind wir hier aufgestellt? Wo können wir vom Wandel profitieren, wo gibt es Handlungsbedarf“, so Gohm. Dabei habe sich gezeigt, dass es sich für Energieversorger empfiehlt, zum klassischen Kerngeschäft neue Wachstumsmärkte zu besetzen, etwa rund um die dezentrale Stromerzeugung und –speicherung. „Wir sehen uns hier auch als Dienstleister für die heimischen Unternehmen in der Pflicht, aktiv mitzugestalten, also unser Know-how bei der Geschäftsmodellentwicklung, bei der Kooperation über unsere Cluster, bei der Förderberatung und bei der Initiierung, der Finanzierung und der Begleitung von Leuchtturmprojekten einzubringen“, stellte Gohm beim Branchentag Energie klar.

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