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STANDORT
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TECHNIK
W
enn ich möchte“, lacht
Martin
Mühlbacher,
„könnte ich auf meinem
iPhone nachschauen, wie der Motor
läuft.“ Der Standortleiter GE in Jen-
bach spricht aber nicht vom Motor
seines Autos, sondern von richtig
dicken Brummern – Gasmotoren
mit einem Gewicht im zweistelligen
Tonnenbereich. Rund 16.000 solcher
GE-Motoren sind weltweit im Einsatz,
mit mehr als einem Viertel davon ist
man via Industrial Internet vernetzt.
„Es ist vergleichbar mit den Teleme-
triedaten der Formel 1“, sagt Mühl-
bacher, der Motor ist beim Kunden
im Einsatz, in Jenbach kann man
abfragen, ob der Motor ein Problem
hat oder nicht. Insofern schließt In-
dustrie 4.0, die Vernetzung von Fer-
tigung, IT und Mensch, in Jenbach
auch Produkte und Kunden mit ein.
„Und das vom Verkauf weg“, hält
Mühlbacher fest.
Der Kundenwunsch – Motortyp,
gewünschte Funktionen, Stückzahl
etc. – wird im ERP-System erfasst,
diese Information fließt via Supply
Chain Management weiter an Lie-
feranten und interne Fertigungspla-
nung, deren 3D-Modelle mit CAD/
CAM zur Programmierung in die
Maschinen. Montiert wird in Jen-
bach sogar am „Fließband“, zum
Jahreswechsel 2013/14 wurde die
Halle nach eigenem Konzept von
Standmontage auf Fließfertigung
umgestellt. „In den letzten 13 Jah-
ren haben wir über 100 Millionen
in Fertigungstechnologie investiert“,
berichtet Mühlbacher: „Die einzel-
nen Fertigungszentren sind im MES-
System vernetzt, über das wir sehen,
ob eine Maschine läuft oder nicht,
warum sie steht etc.“ Einzelne Ferti-
gungsschritte werden von Robotern
durchgeführt, die Mitarbeiter vom
reinen Bediener zum Produktions-
techniker weiter ausgebildet. Wobei
GE viel in den eigenen Nachwuchs
investiert, rund 100 Lehrlinge wer-
den – unter anderem als Automa-
tisierungstechniker und Mechatro-
niker – ausgebildet und „alle dann
direkt übernommen“. Diese Nach-
wuchsarbeit sei für das 1600-Mann-
Unternehmen wichtig, sagt der GE-
Standortleiter, ist er doch überzeugt,
dass Konzeption und Umsetzung
von Industrie 4.0 „von innen heraus“
kommen müssen.
Überzeugen konnte GE in Jenbach
damit beim Fabrik-2015-Wettbewerb
von Fraunhofer Österreich und dem
Industriemagazin. „Der Sonderpreis
Industrie 4.0 macht uns sicherlich
stolz, die Reise ist aber noch nicht
zu Ende“, meint Mühlbacher. Eine
Reise, so der Industrie-4.0-Experte,
die zu einem umfassenden Paperless
Shop Floor („In der Montage wird
jetzt schon alles digital dokumentiert
und archiviert.“) und zu einer Art
„Präventivmedizin“ für Maschinen
führen wird, durch die Sensoren
schon im Vorfeld erkennen, dass eine
Maschine bald nicht mehr richtig lau-
fen wird: „Da stehen wir aber erst am
Anfang der Reise.“ Mehr Information
gibt‘s auf:
www.ge.com/at/lehre]
Die Universität Innsbruck plant,
sich noch stärker für Wirtschaft und
Gesellschaft zu öffnen und ihre Rolle als
verlässliche Partnerin und Impulsgeberin
für die Region weiter auszubauen. Mit
der neuen Transferstelle bündelt die Uni
ihre Aktivitäten zumWissenstransfer und
schafft neue Angebote für Wirtschaft und
Gesellschaft. Unternehmen können mit
konkreten Forschungsanfragen an die Uni
herantreten, auf der Suche nach Mitarbei-
tern das neue Career Service nutzen und
Entwicklungen für breitere Fragestellungen
anstoßen. Gleichzeitig ist die Transferstelle
auch zentrale Ansprechpartnerin für die
Absolventen der Uni Innsbruck.
Felicitas Kohler,
Geschäftsführerin des Clus-
termitglieds planlicht, wurde
kürzlich vonWirtschaftsblatt
undWirtschaftskammer
zur besten Unternehmerin
Österreichs in der Kategorie Export gekürt.
Kohler übernahm vor drei Jahren das
Familienunternehmen von ihremVater, mit
90 Mitarbeitern wurden 16 Millionen Euro
Umsatz erzielt. 2015 erzielte man – bei
einer mehr als 60 prozentigen Exportquote
– mit 160 Mitarbeitern 27,5 Millionen Euro
Umsatz. Für 2016 ist ein weiteresWachs-
tum in Höhe von 16 Prozent geplant.
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Mechatronik ]
Foto:planlicht
MehrTop-Betriebe aus dem Cluster
MechatronikTirol finden Sie auf
www.standort-tirol.at/mitgliederMehr Info
[
]
I
m Jahr 2006 trafen sich erstmals
Tiroler Unternehmer mit Vertretern
des Innsbrucker Technologiezentrums
Ski- und Alpinsport (TSA) und des Ti-
roler Rodelverbands. Ziel des Meetings
war die Schaffung von finanzierbaren
Trainingsmöglichkeiten für Rodler, denn:
Die wenigen weltcuptaugliche Bob-
und Rodelbahnen sind während der
Saison ständig ausgelastet, zudem ist
der Neubau von Kunsteisrodelbahnen
extrem kostspielig. Das Ergebnis des
Meetings war der Plan, eine Rodelbahn
auf Modulbasis zu entwickeln, zehn
Jahre später und viel Erfahrung reicher
ist es nun imVorarlberger Bludenz so
weit – die erste Kunsteisrodelbahn auf
Modulbasis wird gebaut.
„Baubeginn für die erste Sprint-
kunsteisbahn ist im Frühjahr, 2017 im
Sommer soll sie fertiggestellt sein.
Die Kosten belaufen sich auf sieben
Millionen Euro“, berichtet Michael
Hasler, Projektmanager amTSA.
„Zusammengesetzt“ wird der Eiskanal
aus 1,6 Meter langen Beton-Modulen.
Lediglich vier Zentimeter dick ist die
Wand, der Beton ist mit hauchdün-
nen Stahlfasern verstärkt, die dünne
Wand ermöglicht auch eine effiziente,
energieschonende und umweltfreund-
liche Vereisung. „ImTest konnten wir
auch bei plus 20 Grad noch vereisen“,
erzählt Hasler. Gerade Teile und zwei
verschiedene Kurvenradien geben der
Bahn die richtige Form, trotz einheit-
licher Module ist eine individuelle
Streckenführung möglich, da diese, so
Hasler, durch das Gelände bedingt ist.
Geplant ist eine Anlage mit rund
700 Metern für Nachwuchsarbeit,
Schul- und Gästerodeln. Aus Russland
gibt es schon die nächste Anfrage,
eine Machbarkeitsstudie ist am Laufen,
durch die fertige Referenzbahn in
Bludenz erhoffen sich die Projektpart-
ner der „Sledge Tube Tyrol“ – neben
demTSA die Unternehmen Schretter
& Cie, Ing. Hans Lang und Cofely Käl-
tetechnik sowie Cluster Mechatronik-
Mitglied Bernard Ingenieure – weitere
Aufträge aus dem In- und Ausland.
D
ie Zahlen, die Anton Lendl
präsentieren kann, spre-
chen für sich. Nimmt man
die Qualifikation des technischen
Personals der heimischen Industrie
genau unter die Lupe, ergibt sich
folgendes Bild: 53 Prozent verfügen
über einen Lehrabschluss, 17,5 Pro-
zent haben eine Uni oder Fachhoch-
schule hinter sich, 20,7 Prozent eine
HTL absolviert, 8,8 Prozent eine
Fachschule. „Das heißt also, dass
knapp 30 Prozent eine berufsbilden-
de mittlere oder höhere Schule ab-
geschlossen haben“, betont der für
diesen Bereich zuständige Landes-
schulinspektor Lendl. Doch es wird
für die Wirtschaft immer schwieri-
ger, technische Stellen zu besetzen,
es herrscht ein, so Lendl, „eklatan-
ter Mangel an Technikerinnen und
Technikern“. Und in der HTL ein
Nachwuchsproblem.
„Bei einer genauen Analyse der
Schülerzahlen haben wir festge-
stellt, dass wir in Tirol im Schuljahr
2015/16 gegenüber 2014/15 in der
9. Schulstufe rund 320 Schülerinnen
und Schüler weniger haben“, berich-
tet Lendl. Allerdings: Der Rückgang
betrifft nicht alle Schultypen gleich,
sondern fast ausschließlich die be-
rufsbildenden Schulen. „Es ist für
uns schwierig, an die Jugendlichen
heranzukommen“, gesteht Lendl.
Gründe sieht er in der starken Be-
werbung der Lehre, „Flucht vor
der Neuen Mittelschule“ und den
dadurch bedingten Verbleib in der
Langform des Gymnasiums, begeg-
nen will er ihnen mit Information
über Ausbildungsvielfalt und Berufs-
aussichten – mit einem gemeinsa-
men Auftritt aller zehn Tiroler HTLs
im Internet und auf Messen – sowie
neuen Ausbildungswegen.
„Eine von proHolz in Auftrag ge-
gebene Studie des Instituts für Bil-
dungsforschung der Wirtschaft zeigt
einen Bedarf an einer Holzbauaus-
bildung in Tirol“, sagt Lendl. Einer-
seits gebe es in Tirol große holzverar-
beitende Betriebe und renommierte
Holzbaufirmen, andererseits habe
der Baustoff Holz einen neuen Stel-
lenwert bekommen. „Im privaten
Bereich ist das Holzhaus etabliert“,
weiß Lendl, „es fehlt aber noch das
Holz-Bewusstsein bei Baubehörden
und -trägern.“ Dieses Bewusstsein
soll durch HTL-Know-how rund ums
Holz geschaffen werden – dass die
Holzbau-Ausbildung kommt, ist fix,
diskutiert wird noch der Standort.
Intensiv nachgedacht wird auch
über das Außerfern, ob z.B. eine
Kooperation der Fachschule für
Kunsthandwerk und Design in El-
bigenalp und des Kollegs für Auto-
matisierungstechnik in Reutte einen
Metall-Design-Zweig ergeben könn-
te. Schon im dritten Jahr ist die neue
Chemie-HTL in Kramsach, in Lienz
ist der Campus Mechatronik auf
Schiene. Im Herbst startet dort das
gemeinsame Mechatronik-Studium
von Uni Innsbruck und UMIT, eng
kooperiert wird vor Ort mit der HTL
für Mechatronik, eine, so Lendl,
sehr reizvolle Verknüpfung. Mehr
Info: www.htl.tirol ]
„Der Bedarf ist vorhanden“
Die Tiroler HTLs haben ein Nachwuchsproblem – gemeinsame Information über
die Ausbildungsvielfalt und neue Schulzweige sollen Abhilfe schaffen.
Fotos:TSA (2)
DünneWände ermöglichen eine effiziente und energieschonende Vereisung.
Ein HTL-Holzbau-Zweig soll den Be-
darf der Tiroler Wirtschaft abdecken.
Martin Mühlbacher: „Der Sonderpreis Industrie 4.0 macht uns sicherlich stolz, die Reise ist aber noch nicht zu Ende.“
Foto:Fotolia
GE in Jenbach:
Vernetzt bis hin zum Kunden
Foto:Andreas Friedle
Mattro Days in Schwaz
Thema: [ MECHATRONIKTIROL ]
Spannend geht‘s zu bei Clustermitglied Mattro am 15. und 16. April, ermöglicht der Ziesel-
Hersteller doch Zeit für den Austausch mit Experten, für Ideen zu neuen Produkten und natürlich
die Gelegenheit, hinter die Kulissen von Mattro (Bergwerkstraße 1 in Schwaz) zu blicken. Die
Mattro Days wollen jedenfalls zwei Tage lang mit Lösungen für elektrisches Fahren, Energiegewin-
nung und -speicherung glänzen.
Endspurt für Eiskanal
[ konkret GESEHEN ]