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STANDORT
Thema: [ ERNEUERBARE ENERGIENTIROL ]
23 Millionen Euro stehen in vier aktuellen Förderaktionen des Klima- und Energiefonds zum
Ausbau Erneuerbarer Energien in Österreich zur Verfügung. Gefördert werden Photovoltaikanlagen
für Private und Gewerbe, Photovoltaikanlagen in der Land-und Forstwirtschaft, der Tausch von fossi-
len Heizungsanlagen gegen klimaneutrale Heizsysteme (Hackgut/Pellets) und kleine Solarthermiean-
lagen für Private. Informationen gibt‘s auf
www.klimafonds.gv.atENERGIE
Förderaktion für Erneuerbare Energien
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Erneuerbare Energien Tirol finden Sie
aufwww.standort-tirol.at/mitgliederMehr Info
[
]
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Energie ]
Mehr als die Hälfte der Dachflächen
im Außerfern, das sind rund drei Millionen
Quadratmeter, können zur Energieerzeu-
gung genutzt werden – zu diesem Schluss
kommt die Studie „Solar Tirol“, für die über
10.000 Gebäude im Bezirk auf ihre Eignung
zur Produktion von Sonnenenergie unter-
sucht. wurden. Das Außerfern kann damit
einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung
der Energieunabhängigkeit Tirols leisten.
Obwohl die Produkti-
on von kühlemWeiß sein
Metier ist, darf sich Michael
Bacher (im Bild) mit seinem
Unternehmen Neuschnee
zu den zehn innovativsten
Greenstartern Österreichs zählen. Für den
Klima- und Energiefonds zählt das Cluster-
mitglied, das mit echten Schneekristallen
künstlich beschneien will, zu denTop-Start-
ups im Bereich Energieeffizienz. In den
kommenden Monaten gibt‘s für die zehn
Greenstarter Coachings undWorkshops,
im Herbst steigt das Finale.
Der VCÖ sucht beimVCÖ-Mobili-
tätspreis Tirol, der in Kooperation mit dem
LandTirol und den ÖBB durchgeführt wird,
vorbildliche Projekte für eine umwelt-
freundliche Mobilität in den Städten und in
den Regionen. Einreichschluss ist der 5. Juni,
Informationen gibt es auf
www.vcoe.at.
B
etritt man mit Wolfgang Strei
cher sein Labor, glaubt man
sich in einem großen Hei
zungskeller wiederzufinden. Meter
lange Edelstahlrohre, großteils mit
schwarzem Isoliermaterial überzo
gen, Armaturen, große Kessel, rote
Hebel – 300.000 bis 350.000 Euro
Hardware und 200.000 Euro Perso
nalkosten stecken in dem Raum, dazu
noch maßgeschneiderte Software,
um die Realität der Heizungstechnik
zu simulieren. „Weltweit gibt es so ein
Labor nicht oft“, sagt der Professor
für Energieeffizientes Bauen an der
Universität Innsbruck. Hardware in
the Loop nennt sich das – aus der Au
tomobilindustrie kommende – Ver
fahren, mit dem Streicher einerseits
seine Forschungsarbeit vorantreiben,
andererseits Unternehmen bei deren
Entwicklungsarbeit unterstützen will.
„Bei Hardware in the Loop geht
es darum, dass man unter möglichst
realen Bedingungen Teile eines grö
ßeren Systems testet. Diese Bedin
gungen schafft man im Labor durch
Simulation. Die reale Hardware steht
im Labor, die Simulation ist in der
Schleife“, beschreibt Streicher das
Verfahren. Im Labor steht derzeit
– als reale Hardware – eine Absorp
tionswärmepumpe,
angeschlossen
ist sie an das Laborequipment, die
Schleife. Hier können etwa – per di
gitaler Steuerung – Temperatur und
Volumenstrom von Wasser variiert,
kann die Verteilung für Heizung
und Trinkwasser geregelt und verän
dert werden. Das Wasser strömt in
die Wärmepumpe, dort wird gemes
sen, wie das Gerät reagiert bzw. was
mit bestimmten Teilen passiert. Das
Wasser fließt wieder retour, die Mess
ergebnisse sind Grundlage für die
nächste Simulation.
„Mit unserem Labor haben wir bei
Null angefangen, das war ein großer
Vorteil, denn so haben wir die Ex
perten, die es entwickelt haben und
weiterentwickeln können, im Haus“,
berichtet Streicher, der 2010 von der
TU Graz an die Uni Innsbruck ge
wechselt ist. Rund fünf Jahre Arbeit
stecken im Labor, finanziert wurde
es über Mittel aus seiner Berufungs
zusage und der Stiftungsprofessur des
Landes Tirol.
Diese Arbeit und Energie sowie
das Know-how sollen nun auch hei
mischen und internationalen Unter
nehmen zugutekommen, steht man
doch als Dienstleister für deren Ent
wicklungsarbeit zur Verfügung. Ein
Forschungsprojekt läuft mit Helio
therm, getestet wird aktuell für den
steirischen Energie- und Speicher
technikspezialisten Pink, angefragt
wurde wegen der Wärmeabgabe eines
heimischen Wandheizungssystems,
aber auch ein japanisches Unterneh
men schaute schon in Innsbruck vor
bei. Begrenzt sei man allerdings auf
wasserführende Systeme, räumt Strei
cher ein, für Wasser spielt die Labor
einrichtung aber alle Stücke, so etwa
mögliche Wassertemperaturen von
minus zehn bis plus 90 Grad, ein Leis
tungsspektrum bis 30 Kilowatt oder
eine Kaminanlage für – zu testende
– Heizkessel. Ist die Nachfrage groß,
meint Streicher, sei man sogar aus
baufähig, zwei zusätzliche Prüfstände
befinden sich sozusagen in der War
teschleife. Informationen gibt‘s auf
www.uibk.ac.at/bauphysik]
Mit „Hardware in the Loop“ testet Wolfgang Streicher an der Universität Innsbruck Komponenten für
Heiz- und Lüftungssysteme. Dabei simuliert er in seinem Labor reale Umweltbedingungen der Haustechnik.
Simulationen in der Schleife
(Energie-)Effizient gehandelt
[ konkret GESEHEN ]
Foto:StandortagenturTirol
E
igentlich klingen 0,6 Prozent nicht
viel. Geht es aber um dieVerringe-
rung der imVorjahr zum Endkunden
beförderten Energie, kommt bei Ös-
terreichs Energielieferanten so einiges
zusammen: 1531,78 Gigawattstunden
Einsparung schrieb das Energieefizienz-
gesetz den Lieferanten vor, eine Menge,
die nur schwer in Eigenregie aufge-
bracht werden kann. Daher sieht das
Gesetz vor, dass Energielieferanten von
privaten und anderen Unternehmen
deren freiwillige kostensenkende, aber
geprüfte Energieeffizienzmaßnahmen
kaufen können. „Das heißt für Unter-
nehmen, dass die Amortisierung der
zertifizierten Energieeffizienzprojekte
früher erreicht wird“, beschreibt
ChristophLarch von Syneco Österrei-
ch das Potenzial des Gesetzes, das auf
eine EU-Richtlinie zurückgeht. In Italien
wurde die Richtlinie schon vor zehn
Jahren umgesetzt, aus der Erfahrung
der Schwester-Firma Syneco Italien
kennt Larch die finanzielle Dimension:
„Bei Investitionen von einer halben
Million Euro bekommt man im Schnitt
20 Prozent der Investitionskosten.“
Es habe in Italien dafür aber drei,
vier Jahre Marktentwicklung ge-
braucht, räumt Larch ein, Österreich
stecke noch etwas in den Kinder-
schuhen, doch er ist überzeugt, dass
der heimische Markt in eine ähnliche
Richtung gehen wird. Für ihn und die
rund 30 Syneco-Mitarbeiter (sechs
in Absam, die anderen in Bozen) sei
es daher eine spannende Aufgabe,
Unternehmen bezüglich Energiespar-
maßnahmen zu beraten, Konzepte zu
erstellen, die technische und finanzi-
elle Machbarkeit zu überprüfen, das
Projekt zu begutachten und bei der
Monitoring-Stelle zur Akkreditierung
einzureichen. Eine Akkreditierung, die
das Energieeffizienzprojekt am Energie-
markt handelbar macht.
„Wir haben uns auf Industrieunter-
nehmen und individuelle Lösungen
konzentriert, dazu gehören auch Klär-
anlagen und Skigebiete“, erklärt Larch.
Bei Kläranlagen, die zwei Prozent des
österreichischen Energiebedarfs aus-
machen, sieht er viele Möglichkeiten,
bei Skigebieten hat man sich auf die
technische Optimierung spezialisiert.
„Wir haben mehrere analysiert und
Einsparungspotenzial von zehn Prozent
gefunden“, schlägt Larch eine Brücke
zum neuen Schneezentrum (siehe
Seite 2), bei dem Syneco als Partner
dabei ist. Info:
www.syneco-group.com.E
in Feuchtigkeitsmelder hier,
ein Temperatursensor dort, ein
Windmesser hier, ein Sonnen
standsensor dort – im Smart Home
kommunizieren Fenster, Rollos,
Heizung und Lüftung miteinander,
werden ständig Daten abgefragt und
weitergegeben. Einen effizienteren
Energieeinsatz soll das intelligente
Zuhause bewirken, nur: All die Sen
soren benötigen Energie, beziehen
diese via Batterie. „Aus ökonomischer
und ökologischer Sicht macht das
keinen Sinn“, betont Thomas Uß
müller, Professor für Mikroelektronik
und implementierbare Systeme an
der Universität Innsbruck, und be
schreibt seine Vision, die er mit den
Unternehmen inndata Datentechnik
und Riegler Elektronik in die Rea
lität umsetzen will: „Wir wollen ein
Funksystem entwickeln, das mit bat
terielosen Sensoren kommuniziert.“
Und inndata-Chef Otto Handle er
gänzt: „Das Problem ist nicht der
Funkvorgang, sondern der Stand-By-
Betrieb der Sensoren, die quasi im
mer in Bereitschaft sein müssen, um
abgefragt werden zu können.“
Doch wie bekommen Sensoren
ihre Energie, wenn sie keine Batterie
mehr haben? „Durch Energy Harves
ting“, sagen Ußmüller und Handle.
Die Sensorknoten bedienen sich ei
ner Energie, die im Umfeld vorhan
den ist, in diesem Fall wird ein klein
wenig Energie der Funkwelle „geern
tet“. „Wir bewegen uns dabei in einer
Größenordnung von zehn Mikro
watt“, beschreibt Ußmüller die Di
mension. Seit einem halben Jahr ar
beitet das Dreier-Konsortium in dem
vom Land Tirol geförderten FEI-Pro
jekt, erste Komponenten des notwen
digen Chips – Aufgabe Ußmüller –
sind schon entwickelt, inndata liefert
die Software, Riegler die Hardware.
Endpunkt der Entwicklung ist ein
System, in dem ein energieversorgtes
Lesegerät – vergleichbar einemWlan-
Access-Point – via Funk die Sensoren
abfrägt, diese holen sich aus der Funk
welle die notwendige Energie, um die
angefragten Daten retourzusenden,
die gesammelten Daten fließen in die
Steuerung des Smart Home. „Wobei
das nur eine Anwendung im Inter
net der Dinge ist“, meint Ußmüller,
der mit seinen Projektpartnern im
Sommer 2017 die erste Anwendung
„mit einem noch nicht kompletten
Featuresatz“ umsetzen möchte. Mehr
Info unter
www.cryptolink.at]Erste Komponenten des notwendigen Chips wurden von dem Projektteam Ußmüller-inndata-Riegler schon entwickelt.
Funken ohne Batterie
Für ein energieeffizientes Smart Home arbeitet ein Tiroler Projektteam an
einem innovativen Funksystem, das mit batterielosen Sensoren kommuniziert.
Foto:Andreas Friedle
„In dem Labor stecken
rund fünf Jahre
Entwicklungsarbeit.“
Wolfgang Streicher
Fotos:Thomas Ußmüller
Fotos:Syneco
Syneco-Mitarbeiter beim Kunden.