3 4 5 6 7 8
STANDORT
0417
2
1
100 Millionen Euro für „digital.tirol“
Thema: [ DIGITALISIERUNG ]
STANDORT
Bis zum Jahr 2023, so der Plan der Tiroler Landesregierung, sollen 100
Millionen Euro in die Digitaliserung des Landes investiert werden. 50 Millio-
nen fließen in die Verlängerung der Breitbandoffensive, unterstützt werden
auch Projekte für Firmen, Gemeinden, Schulen und den öffentlichen Verkehr.
Die Koordination von „digital.tirol“ übernimmt die Lebensraum 4.0 GmbH.
STANDORT:
Herr Meindl, wie digi-
talisiert ist Ihr Unternehmen?
EDWIN MEINDL:
Als Firma im Be-
reich der Automatisierung sind wir
gezwungen, uns diesem Thema zu
widmen. Unsere Sondermaschinen
werden so ausgelegt, dass sie in den
bestehenden Industrie-4.0-Prozess
eingebunden oder darauf vorberei-
tet werden. In der täglichen Arbeit
ist man umgeben von der digitalen
Welt. Ob beim Bestellen, Bezahlen
oder Tracken von Lieferungen, dem
Preisvergleich übers Internet, dem
Abfragen von Projektdaten mitten
im Auftrag oder dem Steuern von
Beschattung, Leinwand, Heizung,
etc. Durch sinnvollen Einsatz der
Digitalisierung wird uns das Leben
einfacher gemacht.
STANDORT:
Betrachten Sie Digita-
liserung als Chance oder Gefahr?
MEINDL:
Ich finde, dass die Digita-
lisierung eine große Chance für uns
ist. Ob wir es wollen oder nicht – ich
bin davon überzeugt, dass uns die di-
gitale Welt weiterbringen wird, ob im
täglichen Leben oder im Beruf. Wir
können effizienter arbeiten und we-
sentlich gezielter handeln und agie-
ren. In einigen Jahren werden wir
uns fragen, wie das vorher überhaupt
funktionieren konnte.
STANDORT:
Wirkt sich die Digita-
lisierung auch auf die hausinterne
Weiterbildung bzw. Qualifizierung
der Mitarbeiter aus? Wenn ja, wie?
MEINDL:
Ich leite ein sehr junges,
gut ausgebildetes Team. Das erleich-
tert es mir enorm, meine Mitarbei-
ter in diese Richtung zu motivieren.
Die meisten wissen, welche großen
Chancen gerade wir in unserem Be-
reich haben. Viele meiner Mitarbei-
ter kommen mit neuen Ideen zu mir
und versuchen, mich zu begeistern.
Auch unsere Lieferanten konfrontie-
ren uns immer wieder mit neuen Pro-
dukten und neuen Möglichkeiten, ob
in der Sensorik, der Pneumatik oder
in der Elektrotechnik. Wenn nötig,
schicken wir unsere Mitarbeiter zu
Produktschulungen, um dieses Wis-
sen unseren Kunden oder auch für
interne Schulungen weiter zu geben.
STANDORT:
Digitalisierung bedeu-
tet auch die Möglichkeit automati-
sierter Lösungen für kleine, qualita-
tiv hochwertige Stückzahlen. Sehen
Sie in diesem Bereich eine Chance
für den Produktionsstandort Tirol?
MEINDL:
Die große Chance für den
Produktionsstandort Tirol sind die
sehr gut ausgebildeten Mechatroni-
ker. Zusätzlich geht der Trend in die
Richtung, dass Systeme wie Roboter
oder Steuerungen immer einfacher
zu bedienen sind. Das ist eine große
Chance für KMU-Betriebe. Einfache
Automatisierungsschritte
können
einfach angepasst werden, während
man in der Vergangenheit immer
teure Steuerungstechniker benötigte
und sich deshalb auch Automatisie-
rungsprojekte oft nicht rechneten.
Mit der Automatisierung können
Handwerksbetriebe konkurrenzfä-
hig bleiben und sichern dadurch
den Standort Tirol.
STANDORT:
Gibt es für Sie eine
Grenze der Vernetzung von Maschi-
ne und Produktion wie z.B. eine Fa-
brik ohne Menschen?
MEINDL:
Eine Fabrik ohne Men-
schen will ich mir gar nicht vorstel-
len. Der Mensch soll und muss im-
mer im Mittelpunkt stehen.
Mehr Informationen zur Micado
Smart Engineering GmbH gibt's un-
ter
www.micado.at]
AUSGEZEICHNET
PATRIZIA ZOLLER-FRISCHAUF
Landesrätin fürWirtschaft
D
er mit 14.000 Euro dotierte
Wissenschaftspreis des Landes
Tirol ging 2017 an den Chemiker
Thomas Bechtold. Bechtold leitet
seit 20 Jahren das Institut für Textil-
chemie und Textilphysik, eine im Jahr
1982 gegründete Außenstelle der
Universität Innsbruck in Dornbirn.
Das Institut zählt zu den internatio-
nal erfolgreichen „Think-Tanks“ für
textile Forschung und Entwicklung.
„Durch die enge Verknüpfung der
Außenstelle mit der heimischen Tex-
tilindustrie hat Universitätsprofessor
Bechtold nationale wie auch interna-
tionale Leitbetriebe bei der Erfor-
schung und Umsetzung von neuen
innovativen Produkten,Verfahren
und Dienstleistungen wirksamst
unterstützt. Das betrifft die Bereiche
der Fasermodifikation, textilen Fär-
bungsprozesse, technischen Textilien,
Funktionsbekleidung ebenso wie
die Nachhaltigkeit und das Recy-
cling dieser Materialien“, betonte
Forschungslandesrat Bernhard Tilg
anlässlich der Preisverleihung.
Den mit 4000 Euro dotierten
Förderpreis für Wissenschaft erhielt
Noemí Aguiló-Aguayo. Die Textil-
chemikerin ist Mitarbeiterin von
Bechtold am Institut in Dornbirn.
T
irol behauptet sich ausgezeich-
net im internationalenWettbe-
werb. Die Basis sind Tirols beispiel-
gebende Forschungslandschaft und
hervorragende Firmen. Das Erfolgs-
rezept deren enge Zusammenar-
beit und öffentliche Investitionen
in deren Kooperationen und den
Technologietransfer.
Über 50 Millionen Euro haben wir
in den letzten Jahren allein landes-
seitig in den Technologietransfer
investiert. Soeben startet wieder
ein beeindruckender Reigen an
Initiativen: Da nehmen vier neue K-
Regios ihre Arbeit auf und könnten
ganze Technologiefelder revoluti-
onieren. Gleichzeitig rufen wir zu
neuen Anträgen auf. Da arbeiten
mit sieben CD-Labors so viele wie
noch nie in Tirol, dort entsteht das
Michael-Popp-Forschungsinstitut für
Phytopharmazie mit Unterstützung
eines weltweit führenden Herstellers
pflanzlicher Arzneimittel. Da inves
tieren Land und Bund mit der Start
Up Tirol GmbH rund drei Millionen
Euro in neue Spin-offs aus Tiroler
Hochschulen, dort komplettiert die
Meduni das Angebot um eine Koo-
peration mit dem Schutzrecht-Profi
Ascenion.
Der Technologietransfer läuft.
Die neue Herausforderung heißt
Digitalisierung. Damit Tirol auch hier
frühzeitig Marktvorsprung aufbaut,
plant das Land 100 Digitalisierungs-
millionen bis 2023 und bündelt die
Kräfte vonWirtschaft, Forschung
und integrierenden Partnern in der
Initiative „digital.tirol“. Ich freue mich
auf die erneute, enge Zusammenar-
beit mit allen Partnern. Und ein Tirol,
das sich auch weiterhin ausgezeich-
net behauptet.
Liebe
Leserinnen
und Leser
EDITORIAL
Foto:LandTirol
Eine Fabrik ohne Menschen will sich Micado-Chef Edwin Meindl gar nicht vorstellen, er ist aber
überzeugt, dass uns die digitale Welt weiterbringen wird – im täglichen Leben und im Beruf.
Digitalisierung als große Chance
Edwin Meindl: „Die Chance für Tirol sind die gut ausgebildeten Mechatroniker.“
Foto:StandortagenturTirol/Regina Unterguggenberger
FÖRDERUNG 4.0
E
in neues Förderungspro-
gramm der aws unterstützt
österreichische Unternehmen des
Produktionssektors oder produk-
tionsnahen Dienstleistungssektors
bei der Einführung modernster
digitaler Technologien inklusive der
Schulungsmaßnahmen für Mitar-
beiter. Ziel von „aws Industrie 4.0“
ist die umfassende Umsetzung von
Industrie 4.0 in der Produktion zu
forcieren. Gefördert werden KMU
sowie Großunternehmen in Regio-
nalförderungsgebieten, das Förder-
volumen beträgt pro Projekt bis zu
500.000 Euro.
Fokus auf Markteintritt
Die neu gegründete Gründungszentrum Start Up Tirol GmbH soll für einen
Schub im Bereich Technologietransfer an den heimischen Hochschulen sorgen.
W
ir setzen heute mit 14
Hightech-Arbeitsplätzen
in Tirol jährlich rund 1,4
Millionen Euro um“, berichten Mar-
kus Aufleger und Frank Steinbacher,
vor sieben Jahren war Airborne Hy-
dro Mapping (AHM) gerade mal
ein frisch gegründetes Spin-Off
der Uni Innsbruck, das ein neues
Verfahren für die Vermessung von
Oberflächengewässern aus der Luft
wirtschaftlich nutzen wollte. Ähnlich
erfolgreich verlief die Entwicklung
des Security-Awareness-Spezialisten
E-SEC von einer Bachelorarbeit hin
zum Unternehmen 2005 von Ka-
thrin Prantner, Christian Molterer
und Christian Brandl gegründet
wurden in der Zwischenzeit mehr als
acht Millionen Mitarbeiter mit Hilfe
der E-SEC-Software geschult. Und
Syncraft schaffte es mit seinen Holz-
gaskraftwerken aus den Labors des
MCI in die Energiezentrale Rossau.
Diesen Erfolgsbeispielen sollen in
Zukunft noch mehr technologieori-
entierte Start-ups folgen, Unterstüt-
zung erhalten sie dabei von der neu
gegründeten Gründerzentrum Start
Up Tirol GmbH.
Die Gründungszentrum Start Up
Tirol GmbH setzt die Aktivitäten
des von 2002 bis 2017 in Tirol täti-
gen A
plus
B-Zentrums CAST fort. In
dieser Zeit wurden u.a. 85 Unterneh-
mensgründungen mit Hochschul-
hintergrund begleitet, die etwa 400
hochwertige Arbeitsplätze aufbauen
konnten. „Damit können gründende
Forscherinnen und Forscher auf das
Know-how einer erfahrenen Service-
einrichtung zugreifen“, erklärt Lan-
desrätin Patrizia Zoller-Frischauf.
Lag der Beratungsfokus im CAST
in der Vorgründungsphase, werden
Technologie-Start-ups ab jetzt vor
allem dabei unterstützt, ihren Markt
zu erschließen, Schritte in Richtung
Internationalisierung zu setzen und
Kapitalpartner zu gewinnen.
Über Ansiedlung des Teams in der
Standortagentur Tirol können sich
die Berater ganz auf die jeweils maß-
geschneiderte, intensive Begleitung
von Spin-offs konzentrieren. Diese
erhalten mit der neuen Organisati-
on zudem einen direkten Zugang in
die Tiroler Cluster, zu den Leistun-
gen des Investorennetzwerks Tirol
sowie zu den Partnern des Vereins
Startup.Tirol.
Gefördert wird die Start Up Tirol
GmbH über das Programm „AplusB
Scale Up“ des Infrastrukturministe-
riums (1,8 Millionen Euro) und das
Land Tirol (960.000 Euro). Alle Ti-
roler Hochschulen sind Partner und
gemeinsam mit der Standortagentur
Tirol und Wirtschaftskammer Tirol
auch Gesellschafter der neuen Ein-
richtung. ]
Frank Steinbacher vermisst mit dem Uni-Spin-Off AHM (Airborne Hydro Map-
ping) Unterwassergeometrie nicht per Hand, sondern mit Laser aus der Luft.
Foto:Andreas Friedle
Foto:LandTirol/Kathrein