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0316

STANDORT

Thema: [ FÖRDERPROGRAMME ]

Laut Global Entrepreneurship Monitor Austria Report 2014 liegt Österreich bei Vorgründungen

und neuen Unternehmen in der vorderen Hälfte des Vergleichs mit anderen innovationsbasierten

Ländern an 13. Stelle. EU-weit verfügt Österreich über das bestbewertete System spezifischer Förder-

programme für Unternehmen. Die Förderlandschaft ist sehr vielfältig (finanzielle sowie nicht-finanzielle

Unterstützungsleistungen) und konzentriert sich besonders auf innovative Unternehmen und Start-ups.

SERVICES

Spitzenplatz für Österreich in der EU

DREI FRAGEN AN

[ Harald Oberrauch ]

Warum hat IhreTyrolean

Business Angel GmbH den

Firmensitz in Innsbruck?

Harald Oberrauch:Tiroler

sindTüftler und begeistert,

etwas zu tun – diese Men-

talität braucht es, um etwas auf die Beine

zu stellen. In Nordtirol ist das Umfeld mit

den Institutionen z.B. der Standortagentur

Tirol besser aufgestellt als in Südtirol. Es ist

– gegenüber Italien – eine Rechtssicherheit

gegeben. Zudem sind dieWege extrem kurz.

Wie wichtig sind für Sie Netzwerke?

Extrem wichtig. Der Business Angel ist kein

klassischer Investor, er ist fast ein Berater,

der in väterlicher Funktion versucht, den

Jungunternehmer zu unterstützen. Netzwerk

ist daher ausschlaggebend, ich kann ja nicht

jeden Markt, nicht jeden Kunden kennen.

Wichtig ist daher, andere Business Angels

in deren Spezialgebieten zu fragen, sich mit

ihnen auszutauschen.

Wo sehen Sie Chancen für Kooperationen

von Start-ups und Industrie?

Ein Business-Modell, das Zukunft hat. Große,

aber auch kleinere Unternehmen sind meist

mit dem „Daily Business“ so stark beschäf-

tigt, dass sie wenig Zeit bzw. nicht geeignete

interne Strukturen für neue querdenkende

Ideen haben. Durch Kooperationen mit

Start-ups kann ein bestehendes Unterneh-

men viel Zeit gewinnen und den Fokus viel

präziser auf die Umsetzung setzen. Mein

Motto in dieser Angelegenheit heißt: „Es

frisst nicht der Große den Kleinen, sondern

der Schnelle den Langsamen!“

Harald Oberrauch ist Inhaber der

Unternehmen Durst und Alupress

W

enn jemand von der Uni

zu uns kommt und sagt,

ich hätte da eine Idee für

ein Unternehmen, könnt ihr euch

die anhören, dann antworten wir mit

‚Ja‘ und schauen auch, ob wir helfen

können – wir sind ein offenes Haus“,

bringt Pinar Kilickiran die CAST-Phi-

losophie auf den Punkt. 2002 erlebte

das akademische Gründungszentrum

als gemeinsame Einrichtung von Uni

Innsbruck, Medizinuni Innsbruck,

MCI und Standortagentur Tirol seine

eigene Gründung: Im Rahmen einer

bundesweiten Initiative entstanden

in Österreich sieben AplusB-Zentren,

um eine Brücke zwischen Wissen-

schaft und Wirtschaft zu bauen. Mehr

als 700 Gründungen gingen seither

aus dieser Initiative hervor, mit 74

neuen Unternehmen trägt Tirol sei-

nen Anteil dazu bei, zudem wurden

mehr als 346 qualifizierte Arbeitsplät-

ze am Standort Tirol geschaffen.

„Am Anfang schauen wir, was die

Idee ist. Eventuell können wir auch

schon sagen, ob es Ähnliches schon

gibt“, berichtet Kilickiran über das

Erstgespräch, „zudem machen wir

eine kleine Marktrecherche und

treffen uns mit dem Team wieder.“

Wichtig sei aber auch der Eindruck,

den das Team hinterlasse, ob es ihm

mit der Verfolgung der Geschäfts-

idee auch ernst sei. Trifft dies zu

und sehen die CAST-Experten einen

Markt für die Idee, wird das Team

in das Pre-Incubation-Programm

aufgenommen. Es folgt eine genaue

Marktanalyse, für die CAST z.B. auf

Experten der aws zurückgreift, man

begibt sich gemeinsam auf die Suche

nach geeigneten Businessmodellen,

es werden Prototypen verbessert,

Finanzpläne erstellt, Businesspläne

erarbeitet. „Im Prinzip ist es eine Art

Projektmanagement, das wir mit den

Teams machen“, sagt die Gründungs-

beraterin und Expertin für Physical

Sciences & Life Sciences. Ein Prozess,

bei dem auch knifflige Fragen auftau-

chen können z.B. wenn rechtlich ab-

geklärt werden muss, wem ein Patent

eigentlich gehört. Zudem ist es ein

Ziel des Coachings, die Teams „förde-

rungsfit“ zu machen, „insofern sehen

wir uns in einer Pre-PreSeed-Pha-

se“. Überzeugt das Team auch den

CAST-Beirat, wird es zum offiziellen

CAST-Team. Mehr als 200 Ideen wur-

den seit Beginn begleitet, 74 schaff-

ten es ins CAST-Portfolio, vertreten

sind die unterschiedlichsten Tech-

nologie- und Innovationsbranchen,

wobei, so Kilickiran, Schwerpunkte

in den Bereichen Life Science und

IT auszumachen seien. Ein CAST-

Team zu sein, ist sozusagen eine Art

Gütesiegel, wissen doch mögliche

Fördergeber wie aws (Austria Wirt-

schaftsservice Gesellschaft) oder FFG

(Österreichische Forschungsförde-

rungsgesellschaft) bzw. potenzielle

Investoren, dass die gründungswilli-

gen Teams gut vorbereitet und ihre

Geschäftsideen geprüft wurden. Info:

www.cast-tyrol.com

]

Harald Gohm, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol, sieht viele gute Ideen sowie zunehmend privates

Kapital für innovative Geschäftsmodelle im Land und denkt an Start-up-Hubs auf Tiroler Berggipfeln.

„Ideen mit Netzwerken stärken“

Ein gründliches Qualitätssiegel

Seit seiner eigenen Gründung hat das Gründerzentrum CAST über 200 Uni-

Teams von der ersten Geschäftsidee bis zur erfolgreichen Umsetzung begleitet.

STANDORT:

Der Tiroler Tourismus

setzt auf Gastfreundschaft. Gibt es

eine solche auch für Start-ups?

HARALD GOHM:

Vorab – nicht jede

Gründung ist ein Start-up. Start-ups

sind schnell wachsende, skalierbare

und innovative Geschäftsmodelle.

Tesla etwa kommt nicht aus dem

Autobereich, versucht aber, beste-

hende Geschäftsmodelle herauszu-

fordern. Und die Umsetzung solcher

neuer Geschäftsmodelle versuchen

wir zu unterstützen.

STANDORT:

Wie schaut diese Unter-

stützung konkret aus?

GOHM:

Wir ermutigen und ermun-

tern Studierende und Menschen mit

innovativen Ideen, sich selbstständig

zu machen, und veranstalten dazu

Ideen- und Gründerwettbewerbe, ver-

mehrt aber schnelle Formate, etwa an

einem Wochenende.

STANDORT:  

Wo besteht in Tirol

Nachholbedarf?

GOHM:

Unsere größte Lücke ist das

Kapital, nicht die Idee. Mit Ideen ste-

hen wir im Vergleich zur Größe des

Landes gut da, der universitäre Hin-

tergrund zeichnet uns im Vergleich

zu Standorten mit gleicher Ein-

wohnerzahl aus. Die Menschen mit

Ideen suchen Industrie- und Finan-

zierungspartner und dabei haben sie

Schwierigkeiten. Dem versuchen wir

mit Netzwerken von Investoren und

Business Angels sowie Private-Equity-

Unterstützung Abhilfe zu schaffen.

Oder mit Veranstaltungen wie dem

Business Angel Summit in Kitzbühel.

Wir verknüpfen solche Events auch

immer mehr mit Sport, Freizeit und

Outdoor, wollen z.B. Skifahren, Start-

ups und Finanziers verbinden.

STANDORT:

Wer Kreativität sucht,

geht nach Berlin, wer Kapital sucht,

nach London. Warum sollte ein Start-

up nach Tirol kommen?

GOHM:

Der Outdoorbereich und al-

pine Technologien sind in Tirol stark,

alpines Lebensgefühl kann bis in den

Lebensmittelbereich reichen. Dazu

kommen noch High-Tech-Schienen

an den Unis. In diesen Bereichen ha-

ben Start-ups Chancen und Möglich-

keiten. Dazu kommen noch weiche

Standortfaktoren.

STANDORT:

Die da wären?

GOHM:

Urbanes Leben ist anstren-

gend und teuer, Fragen wie Vereinbar-

keit von Beruf und Familie, Freizeit,

Lebensqualität spielen auch eine Rol-

le. Und man ist gut erreichbar – vom

Tiroler Unterland brauche ich keine

Stunde zum Flughafen München.

STANDORT:

Gibt es noch weitere

Aktivitäten?

GOHM:

Wir arbeiten an Konzepten,

internationale Start-ups z.B. in ihrer

Teambuildingphase nach Tirol zu

bringen, Tirol als temporärer Dreh-

punkt für Start-ups. Wir wollen Start-

up-Hubs etwa auf Berggipfeln oder

an ungewöhnlichen Orten schaffen

und ein interessantes Programm über

Rafting und Skifahren hinaus bieten:

Pitching vor Tiroler Firmen und

Investoren, Kontakte zur Uni, Firmen

sollen ihre Problemstellungen darle-

gen – vielleicht findet sich ein Start-

up aus Singapur mit der Lösung.

STANDORT:

Ein Verknüpfen von

Werten des alpinen Raums mit dem

Start-up-Gedanken…

GOHM:

…ja. Die Start-ups sollen

Tirol als einen Raum abspeichern,

der nicht nur alpin ist, sondern auch

Unis, Investoren und gute Rahmen-

bedingungen hat. Und vielleicht ist

eines dabei, das mit seiner nächsten

Idee, mit seinem nächsten Unterneh-

men hierher kommt, weil es weiß,

dass es damit nach Tirol passt. ]

Foto:Andreas Friedle

Finanzielle Partnervermittlung

[ konkret GESEHEN ]

Foto:Andreas Friedle

Foto:StandortagenturTirol

Pinar Kilickiran: „Im Prinzip machen wir mit denTeams ein Projektmanagement.“

„Wir wollen Tirol zu

einem temporären

Drehpunkt für

Start-ups machen.“

R

und 37.000 Unternehmen

werden in Österreich jährlich

gegründet, das Thema Finanzierung

ist dabei ein Dauerbrenner. Oft fehlt

es am notwendigen Kapital und an

Sicherheiten, die klassische Kredit-

finanzierung via Bank wird zuneh-

mend schwieriger, um dieWachs-

tumsphase zu finanzieren. Ihr Beginn

kann durch öffentliche Förderungen

bedient werden, sobald der Kapi-

talbedarf aber größer wird, gibt es

nur wenige Venture Capitalists, die in

dieser frühen Phase einsteigen. Eine

Möglichkeit, diese Lücke zwischen

öffentlicher Startfinanzierung und

Venture Capitalists zu schließen, sind

Business Angel Investments.

Doch wie finden potenzielle Busi-

ness Angels undVenture Capitalists

überhaupt Start-ups, die finanzielle

Unterstützung benötigen? – Seit

2012 inTirol mit dem Investoren-

netzwerkTirol: „Unser Ziel ist es,

in unserem Netzwerk nach dem

Investor zu suchen, der zur Start-

up-Idee bzw. zum Unternehmen

passt“, beschreibt Marcus Hofer, der

bei der Standortagentur Tirol das

Investorennetzwerk betreut, seine

Arbeit. Seit 2012 konnten zehn Deals

abgeschlossen werden, weitere sind

derzeit in der Pipeline. Neben der

Vernetzung im Land sieht Hofer

dieVernetzung über die Grenzen

hinaus als seine Aufgabe, zudem will

er in Zukunft Netzwerk-Mitglieder

vermehrt auch als Mentoren für

Start-ups gewinnen. Das erweiterte

Netzwerk verfügt in der Zwischen-

zeit über mehr als 150 Investoren

und Business Angels aus dem In- und

Ausland, darunter etwa dieTiroler

Adlerrunde, dieTyrolean Business An-

gel Gmbh, das von Hermann Hauser

gegründete I.E.C.T. und die Curator

Holding. Über die Grenzen sichtbar

macht sich das Investorennetzwerk

mit dem Business Angel Summit in

Kitzbühel, er diene aber, sagt Hofer,

auch der Start-up- und Business-

Angel-PositionierungTirols. Eine

Positionierung abseits der gehypten

Start-up-Standorte wie Berlin oder

London, die durchaus Sinn macht,

bieten doch die im Umfeld der Unis

und Fachhochschulen entstehenden

Neugründungen so manche attrak-

tive Investitionsmöglichkeit.

Info:

www.standort-tirol.at/inve-

storennetzwerk

Marcus Hofer: „Suchen im Netzwerk

nach dem passenden Investor.“

Foto:Andreas Friedle

Harald Gohm: „Start-ups sollen Tirol

als einen Raum abspeichern, der

gute Rahmenbedingungen hat.“