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standort

Internationale Auszeichnung für Schlaflabor

Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]

Das „Restless Legs Syndrom“ (RLS) gehört zu den häufigsten Störungen im Bereich der neurologischen

Schlafmedizin. Als erstes Zentrum außerhalb der USA wurde das Schlaflabor der Innsbrucker Universitätsklinik für

Neurologie (Direktor: o.Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe) jetzt als Quality Care Center (QCC) ausgezeichnet. Die

Leiterin des Schlaflabors ao.Univ.-Prof.in Dr.in Birgit Högl und ihr Team beschäftigen sich seit Jahren wissenschaftlich

und klinisch mit dem RLS.

Science

Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster

Life Sciences Tirol finden Sie auf

www.standort-tirol.at/mitglieder

Mehr Info

[

]

FAKTEN. NEWS.

[ Thema: Life Science ]

Dr. Petra Mikolcevic (Sektion für Moleku-

lare Pathophysiologie der Meduni Innsbruck)

und Mag. Julian Fuchs (Institut für Allgem., An-

organ. u. Theoret. Chemie der Uni Innsbruck)

wurden für ihre wissenschaftliche Arbeit jeweils

mit dem Prof. Ernst Brandl-Preis ausgezeichnet.

Die Forschungsergebnisse von Mikolcevic über

die cyclinabhängige Proteinkinase 16 könnten

für die Diagnose und Behandlung von Infertilität

sowie die Entwicklung von Verhütungsmitteln

bei Männern relevant sein. Fuchs beschäftigt

sich mit der Substrat- und Wirkstoff-Spezifität

von Proteasen, die eine wichtige Zielstruktur

für Arzneistoffe darstellen.

MultISyn – „Multimodal

Imaging of rare Synuclein-

opathies“ – heißt ein neues

EU-Projekt, das seit Ende

2013 mit insgesamt sechs

Millionen Euro gefördert wird

und die Bildgebung und damit das Krankheits-

verständnis für Parkinson verbessern soll. An

dem von Tübingen aus koordinierten Projekt

ist auch Univ.-Prof. Gregor Wenning von der

Univ.-Klinik für Neurologie beteiligt. Im Zuge

des Forschungsvorhabens wird der Tracer

(ein radioaktiv markiertes Molekül, das injiziert

wird, im Gehirn an bestimmte Proteine bindet

und durch die abgegebene Strahlung mittels

Positronen-Emissionstomografie (PET) geortet

werden kann) entwickelt, mit dem in Innsbruck

unter der Leitung von Wenning zwei Therapie-

ansätze überprüft werden sollen.

W

ulf Fischer-Knuppertz

ist seit mehr als 25 Jah-

ren in Top-Positionen

der Diagnostika- und Pharmaindu-

strie tätig. Überraschungen, denkt

man, dürften daher nicht mehr

seine Sache sein. Und doch sagt

Fischer-Knuppertz, seit Juni 2013

Geschäftsführer des Innsbrucker

Biotechnologie-Unternehmens

Biocrates: „Ich bin überrascht.“

Und zwar vom p180 Test-Kit, dem

„Flaggschiff“ der Biocrates-Techno-

logie. Eine Technologie, die einer

amerikanischen Forschergruppe

vor Kurzem dazu verhalf, im ange-

sehenen Fachjournal Nature Medi-

cine eine Studie zu veröffentlichen,

die auf weltweite Aufmerksamkeit

stieß: Den Wissenschaftlern gelang

es, einen Bluttest zu entwickeln,

der die Entstehung der Alzheimer-

Krankheit vorhersagen kann.

„Unsere Technologie basiert

auf der Massenspektronomie, mit

deren Hilfe wir insgesamt 186

Analyten messen können. Dabei

handelt es sich um sogenannte

Metaboliten, also Stoffwechselpro-

dukte, aus fünf Substanzklassen“,

beschreibt Fischer-Knuppertz die

Grundlage des Test-Kits, mit dem

sozusagen ein Systemcheck der

untersuchten Substanz gemacht

werden kann. „In der Vergangen-

heit wurde ein idealer Biomarker

gesucht, den man – ähnlich wie

Glucose – für Screening, Diagno-

se, Behandlung und Monitoring

einsetzen kann. Den großen Block-

buster hat die Forschergemein-

schaft aber nicht gefunden“, so der

Biocrates-Geschäftsführer. Daher

ist er überzeugt, dass die Zukunft

bei Biomarkerprofilen liegt, im Fall

von Biocrates bei „metabolic signa-

tures“, sozusagen dem Stoffwech-

sel-Fingerabdruck einer Krankheit.

Und genau solch einen Finger-

abdruck haben die US-Forscher

der Universitäten Georgetown,

Washington DC, und Rochester,

New York, für die Alzheimer-Er-

krankung gefunden. Die Experten

untersuchten Blutproben (zehn

Mikroliter) von 525 über 70-jäh-

rigen Teilnehmern in einer fünf-

jährigen Beobachtungsstudie mit

Hilfe des p180 Test-Kit. Dabei zeigte

sich, dass bei den Menschen, die im

Laufe der fünf Jahre an Alzheimer

erkrankt waren (bzw. schon vor

fünf Jahren Anzeichen der Erkran-

kung zeigten) die Werte von zehn

Lipiden signifikant abweichen. Die

Entstehung von leichten kogni-

tiven Störungen und Alzheimer,

so die Forscher, könne man damit

mit über 90-prozentiger Genauig-

keit bereits zwei bis drei Jahre im

Voraus vorhersagen. „Um daraus

ein Diagnostikum zu entwickeln,

müssen die Daten natürlich erst in

weiteren Studien bestätigt werden“,

betont Fischer-Knuppertz. Das

neue Wissen könne aber auch dazu

verwendet werden, Therapiemög-

lichkeiten für die – derzeit nicht

heilbare – Alzheimer-Erkrankung

zu suchen. Aber die Alzheimer-

Arbeit ist nicht die einzige Studie,

bei der der Biocrates-Kit erfolg-

reich zum Einsatz kam. Eine deut-

sche Forschergruppe belegte eine

„metabolic signature“ für Schizo-

phrenie (Sensitivität 80,5 Prozent),

ein US-chinesisches Team eine für

Brustkrebs (Sensitivität 98,1 Pro-

zent), slowenische Forscher eine

für Endometriose ((Sensitivität

80,5 Prozent). „Eine weitere Pu-

blikation zeigt, dass mit unserem

Kit eine Vorhersage getroffen wer-

den kann, ob bei Brustkrebs die

unterstützende

Chemotherapie

anspricht oder nicht“, sagt Fischer-

Knuppertz und verdeutlicht damit,

warum er vom p180 Test-Kit über-

rascht ist, reichen doch seine Ein-

satzmöglichkeiten vom Screening

über Diagnose, Target-Identifika-

tion, Therapievorhersage bis zum

Krankheits-Monitoring. Sozusagen

ein medizinischer Alleskönner,

made in Tyrol. Mehr Informatio-

nen unter

www.biocrates.com

]

S

ie gelten als Schlüsselressourcen für

den medizinischen und biotechno-

logischen Fortschritt: Biobanken. „Das

sind Sammlungen von Gewebeproben,

Körperflüssigkeiten, Zellen oder DNA,

verknüpft mit den entsprechenden

Daten der Spender“, beschreibt Georg

Göbel, Mitarbeiter am Department für

Medizinische Statistik, Informatik und

Gesundheitsökonomie der Medizi-

nischen Universität Innsbruck, diese

Schlüsselressourcen der Zukunft, mit

denen sich der promovierte Mathema-

tiker und habilitierte Medizinstatistiker in

den nächsten Jahren intensiv beschäfti-

gen wird.

BBMRI (Biobanking and Biomolecular

Resources Research Infrastructure) ist

eines der größten europäischen wis-

senschaftlichen Infrastrukturprojekte. 54

Partner und 224 assoziierte Organisati-

onen aus mehr als 20 Ländern konzen-

trieren sich in dem – durch die EU und

die teilnehmenden Staaten finanzierten

– Projekt darauf, Biobanken auf tech-

nischer, juristischer und ethischer Ebene

zu harmonisieren, um europaweite

Forschungskooperationen zu fördern.

Seit Herbst 2013 befindet sich das

Headquarter des europäischen BBMRI-

Biobankennetzwerks in Graz. „Am

Aufbau von BBMRI Österreich sind die

drei öffentlichen Medizinischen Univer-

sitäten Innsbruck, Graz und Wien, die

Universitäten Klagenfurt und Wien, das

Life Science Governance Institut in Wien

und die Veterinärmedizinische Universi-

tät Wien beteiligt“, sagt

Göbel. Für die ersten

fünf Jahre stehen für

BBMRI.AT ca. 3.5

Millionen Euro aus Mit-

teln des Wissenschafts-

ministeriums bereit;

damit sollen, so Göbel,

die unterschiedlichen

österreichischen

Standards zuerst

erhoben werden,

um auf dieser Basis

dann Probenmanage-

ment und IT-Systeme

harmonisieren zu

können. „Um heutigen

wissenschaftlichen

Kriterien zu entsprechen, braucht es

für biomedizinische Studien immer

häufiger eine große Anzahl von Proben

und Daten, die nur selten an einem

einzelnen Krankenhaus vorhanden sind.

Harmonisierte Konservierungsprozesse

und Datenschnittstellen erleichtern

die Verwendung von Proben anderer

Biobanken bei Forschungsprojekten

immens“, hält Göbel fest. Dazu braucht

es zusätzlich kommunikationsfähige,

vernetzbare IT-Systeme. „In Zukunft

ist die gute Verlinkung der Proben mit

den Gesundheitsdaten der Spender ein

entscheidendes Qualitätskriterium für

Biobanken“, sagt Göbel, dessen Aufgabe

die Vernetzung der Sammlungen an der

Medizinischen Universität Innsbruck im

Rahmen von BBMRI.AT ist. Biobanken

unterliegen an der Medizinischen Uni-

versität Innsbruck strengen Regeln: „Eine

forschungsorientierte Probensammlung

darf nur angelegt werden, wenn diese

– unter strenger Berücksichtigung des

Datenschutzes – von der Ethikkommis-

sion genehmigt wird und wenn für jede

Probe eine ausdrückliche Einverständnis-

erklärung des Spenders vorliegt. Diese

kann übrigens auch wieder zurückge-

zogen werden“, so Göbel. Nur mit der

Wahrung der Rechte der Patienten und

hohen Qualitätsstandards können Bio-

banken in Zukunft ihre wichtige Funktion

für die Wissenschaft erfüllen: Durch die

Analyse von biologischen Proben Ursa-

chen von Krankheiten zu erforschen und

entsprechende Diagnose- und Thera-

piemöglichkeiten zu entwickeln.

Georg Göbel: „Die Verlinkung von Proben mit Gesund-

heitsdaten der Spender ist ein entscheidendes Kriterium für

Biobanken.“

Wulf Fischer-Knuppertz: „Eine neue diagnostische Methode mit hoher Aussagekraft.“

Foto: Friedle

Das Innsbrucker Biotech-Unternehmen Biocrates hat einen Metabolomik-Test-Kit entwickelt, der den

„Stoffwechsel-Fingerabdruck“ von Krankheiten finden kann. US-Forscher wurden damit bei Alzheimer fündig.

Ein Kit für alle Fälle

Biobanken: Schlüsselressourcen der Zukunft

[ konkret GESEHEN ]

Foto: Medizinuni

Foto: Friedle

Direkt bei den Ärzten

Das Innsbrucker Unternehmen MedEval macht sein

Arzneimittelinformationsportal ami mobil.

D

er Trend, sagt Martin

Grubinger, geht eindeu-

tig dahin, dass Ärzte vor

Ort, z.B. bei der Visite, einen

schnellen und einfachen Zugriff

auf das für sie notwendige Wissen

über Medikamente und Wirkstoffe

benötigen. Und daher, fährt der

Geschäftsführer des Innsbrucker

Unternehmens MedEval fort, wird

die Arzneimittelinformation von

MedEval sozusagen mobil.

„Gegründet wurde MedEval vor

zwölf Jahren von Dr. Wolfdieter

Stühlinger. Intention war und ist,

die Fachinformation, die jedes

Pharmaunternehmen bei der Zu-

lassung eines Medikaments bei

der EMA, der Europäischen Arz-

neimittel-Agentur, bzw. der AGES,

der Österreichischen Agentur für

Gesundheit und Ernährungssi-

cherheit, vorlegen muss, redakti-

onell so aufzuarbeiten, dass Ärzte

schnell und komprimiert Zugriff

auf alle notwendigen Informati-

onen haben“, erklärt Grubinger.

Was früher ein dickes Buch war, ist

unter

www.ami-info.at

schon längst

online, MedEval-Kunden sind

rund 4000 Ärztinnen und Ärzte

sowie über 30 Krankenhäuser in

Österreich. Redaktionell aufge-

arbeitet werden die umfassenden

Fachinformationen in enger Zu-

sammenarbeit mit der TILAK-

Apotheke und Ärzten. Und das

top aktuell: „Sobald neue Inhalte

von uns aufgearbeitet sind, sind sie

am nächsten Tag online.“

Und der nächste Schritt, um

noch direkter bei den Kunden,

also den Ärzten, zu sein, steht im

Juni bevor – eine neue Oberfläche

für Smart-Phones und Tablets: „Die

Oberfläche ist so intelligent gestal-

tet, dass Arzneimittelinformation,

Wechselwirkungen, Rezept-Info

etc. mit mehr Symbolik als bisher

auf einen Blick einsehbar sind.“ ]

Martin Grubinger: „Wir beschäftigen uns seit

zwölf Jahren mit Arzneimittelsicherheit.“

Foto: Friedle