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STANDORT

0214

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1

Investition in Wachstum und Beschäftigung

Thema: [ Neues EU-Förderprogramm ]

STAndORT

Von 2014 bis 2020 stehen mit dem EU-Programm „Investition in Wachstum und

Beschäftigung“ über 43 Millionen Euro an Fördermitteln für Tirol zur Verfügung. Rund

130 Projekte von heimischen Unternehmen in den Themenfeldern Stärkung der

Wettbewerbsfähigkeit von KMUs, Unterstützung von Forschung und Innovation sowie

Verringerung des CO

2

-Ausstoßes von Unternehmen sollen unterstützt werden.

[ konkret GESEHEN]

Neue K-Projekte für Tirol

M

it der Aufnahme des Tiroler

Projekts „VASCage – Research

Center of Excellence in Vascular

Ageing“ in das Kompetenzzentren-

Programm COMET der Forschungs-

förderungsgesellschaft FFG kann die

Medizinische Universität Innsbruck

einen neuen Forschungsschwerpunkt

setzen. Das K-Projekt fokussiert auf

die Alterungsprozesse des Gefäßsy-

stems und steht unter der Leitung

der Neurologen Stefan Kiechl und

Johann Willeit (im Bild v. li.). Die

Arteriosklerose zählt mit zu den häufigsten Erkrankungen in den Industrieländern

und ist Hauptursache für Herzinfarkt und Schlaganfall. Im Fokus von VASCage steht

die Erforschung von altersbedingten Veränderungen in der Gefäßwand. Dabei

wird der Bogen von den frühesten Gefäßveränderungen bis hin zum manifesten

Endorganschaden gespannt. Ziel ist es, das Verständnis arteriosklerotischer Prozesse

zu erhöhen sowie Therapie und Rehabilitation von Herzinfarkt- und Schlaganfall-

patientInnen zu verbessern. Besonders auch in der Prävention und Früherkennung

werden die zu erwartenden Ergebnisse ihren direkten Nutzen zeigen. Mit Tiroler

Beteiligung startet das K-Projekt „JOIN – Network of Excellence for Metal JOINing“,

in dem unter der Führung des Instituts für Werkstoffkunde und Schweißtechnik der

TU Graz mit Experten des Tiroler Spitzenunternehmens Plansee neue Wege des

Schweißens und Fügens von Werkstoffen gefunden werden sollen.

In K-Projekten müssen mindestens ein wissenschaftlicher Partner (Hochschule,

Forschungsinstitut) und mindestens drei Unternehmenspartner beteiligt sein. Die

Laufzeit beträgt bis zu vier Jahre. Die Förderung seitens des Bundes und der Länder

beträgt maximal 675.000 Euro pro Jahr und ist auf 45 Prozent des Gesamtvolu-

mens beschränkt, Unternehmenspartner müssen mindestens die Hälfte der Kosten

tragen, der Rest ist von dem/den wissenschaftlichen Partner/n zu finanzieren.

STANDORT:

Was bewegt Unter-

nehmen dazu, sich einen neuen

Standort zu suchen?

Monika schulz-Strelow:

Den kompletten Standortwechsel,

der früher wegen Arbeitsplatz- oder

aus Steuergründen erfolgte, gibt es

kaum noch. Neue Standorte wer-

den meist für Tochtergesellschaften

gesucht. Deutsche Unternehmen

erkennen, dass sie auch ein Stand-

bein in Österreich brauchen, das

gilt z.B. für Dienstleistungsunter-

nehmen. Sie suchen dann die für

sie passende Region, entweder im

Ostenmit Blick auf Ost- und Südost-

europa oder im Westen wegen Ita-

lien und des süddeutschen Raums.

STANDORT:

Erreichen Sie alle

Unternehmen?

schulz-Strelow:

Leider nein,

wenig Zugang haben wir in große

Konzerne, die entscheiden dies in-

tern. Unsere Ansprechpartner sind

kleinere und mittlere Unterneh-

men mit bis zu 2000 Mitarbeitern,

die haben die notwendige Exper-

tise nicht im Haus. Neben den ra-

tionalen Gründen sind es oft auch

emotionale Gründe, warum sie sich

nach Österreich orientieren – sie

kennen es z.B. vom Urlaub und be-

grüßen die hohe Lebensqualität.

STANDORT:

Gibt es eine klassische

„Ansiedlergröße“ für Österreich?

schulz-Strelow:

Unterneh-

men mit 200 oder 250 Arbeitsplät-

zen kommen heute so gut wie nicht

mehr, es ist kleinteiliger geworden.

Unsere Durchschnittsgröße bei der

Ansiedlung liegt heute bei fünf Mit-

arbeitern mit Wachstumspotenzial.

HARALD GOHM:

In Tirol ist die

Zahl der Ansiedlungen in den letz-

ten Jahren konstant geblieben, die

Zahl der betreuten Projekte ist em-

porgeschnellt auf das Zwei- bis Drei-

fache, die Mitarbeiterplanungs-

zahlen für die ersten zwei Jahre sind

seit 2008 leider gesunken. Natür-

lich gibt es Schwankungen. Auch

kann es bis zu einem erfolgreichen

Projektabschluss inzwischen zwei,

drei Jahre dauern.

STANDORT:

Gibt es Tiroler Er-

folgsbeispiele?

GOHM:

Ein konkretes Beispiel

wäre die Bionorica Research, die

Tochterfirma eines mittelstän-

dischen deutschen Pharamunter-

nehmens. Es gab vonseiten des

Eigentümers schon persönliche

Kontakte zurUniversität Innsbruck,

er hat dann auch das Forschungs-

und Kooperationspotenzial gese-

hen. Die Anzahl der Mitarbeiter

hat sich seit 2005 vervierfacht, am

Standort wurden mehr als 20 Mil-

lionen Euro investiert. Andere Bei-

spiele wären Leitner, Arsratio oder

die IT-Schmiede Comarch. In Ost-

tirol sind Loacker, Durst und Nord-

pan zu nennen.

schulz-Strelow:

Bionorica-

Vorstandschef Michael Popp hat

einmal bei einem Vortrag gesagt,

dass es das, was ihm in Österreich

geboten wurde, in Deutschland

nicht gibt – z.B. die Schnelligkeit. Es

mag zwar eine Zeit dauern, bis ein

Österreicher ja sagt, danach geht es

aber rasant weiter. Und noch etwas.

Der deutsche Ansprechpartner in

der Verwaltung sagt: Für Sie gilt Pa-

ragraf 1 bis 5, halten Sie sich dran.

In Österreich sagt er: Für Sie gilt Pa-

ragraf 1 bis 5, das ist der Rahmen,

wir suchen eine Lösung.

STANDORT:

Wer ist eigentlich an

einer Ansiedlung interessiert?

schulz-Strelow:

Derzeit vor-

rangig Dienstleister, weniger das

produzierende Gewerbe. Für viele

Unternehmen ist auch Forschung

und Entwicklung sehr spannend.

Große Forschungsunternehmen

werden zwar nicht hierher verla-

gern, man sollte aber nicht ver-

gessen, dass es viele jüngere und

kleinere Unternehmen gibt, die

sich mit einer Forschungs-Unit

den Standort Österreich anschau-

en könnten. Das sind die Ansätze,

die für die Zukunft interessant wer-

den. Vor allem, da Österreich aus-

gezeichnete Forschungs-Units hat.

Das sind Kleinode, die man besser

vermarkten sollte. ]

MED-EL innovativ

Patrizia Zoller-Frischauf

Landesrätin für Wirtschaft

E

xakt 510 Unternehmen hatten sich

um den – zum 34. Mal vergebenen

– Staatspreis Innovation beworben, ge-

wonnen hat das Projekt Bonebridge des

Innsbrucker Medizintechnikunterneh-

men MED-EL. Das neuartige teilimplan-

tierbare Hörsystem „Bonebridge“, bei

dem das Implantat vollständig unter der

Haut liegt, überträgt den Schall direkt

auf den Knochen, der dann den Schall

zum Innenohr leitet. Eben eine solche

neue Idee, die, so Minister Reinhold

Mitterlehner anlässlich der Verleihung,

„über den Erfolg des Standorts Öster-

reich im internationalen Wettbewerb“

entscheidet. „Innovative Unternehmen

sind krisenfester, wachsen schneller und

schaffen mehr qualifizierte Arbeitsplät-

ze“, so Mitterlehner.

T

irol baut auf einen guten Branchen-

mix aus gewerblicher Produktion,

Industrie und Tourismus. Damit sind wir

weniger anfällig für Krisenszenarien und

gehören zu den Top-Fünf-Regionen mit

den niedrigsten Erwerbslosenquoten

innerhalb der 272 EU-Regionen. Das

ist erfreulich, aber kein Ruhekissen.

Die Arbeitsplätze der Zukunft werden

maßgeblich von F&E geprägt sein.

Schon jetzt unterstützen wir im Rahmen

der Technologieförderung des Landes

gemeinsame Forschungsaktivitäten von

Wirtschaft und Wissenschaft. Rund 70

Prozent der Mittel aus diesen Program-

men gehen an Unternehmen und 30

Prozent an universitäre und außeruni-

versitäre Forschungseinrichtungen.

Die Richtung stimmt, aber wir müssen

noch stärker werden. Von über 5000

Beschäftigten in Tirol im Bereich F&E ar-

beiten bereits mehr als die Hälfte in Un-

ternehmen. Die betriebliche Forschung

ist in Österreich wie in Tirol aber ins-

gesamt zu wenig ausgeprägt. Von den

Betrieben, die sich in den letzten drei

Jahren in Tirol angesiedelt haben, be-

treiben oder planen mehr als ein Viertel

Forschung und Entwicklung. Um noch

mehr Unternehmen zu motivieren, sich

im Thema F&E zu engagieren, gibt es

zahlreiche Förderungen von EU, Bund

und Land Tirol. Die Standortagentur

Tirol ist der Spezialist in unserem Land,

wenn es um die Förder-Beratung geht.

Ich kann allen UnternehmerInnen, die

Forschungsprojekte planen, empfehlen,

die Kompetenz der Standortagentur

zu nutzen. Damit wird der Wirtschafts-

standort Tirol zusätzlich aufgewertet

und entstehen hochqualifizierte Arbeits-

plätze. Eine klare Win-Win-Situation für

Tirol.

Liebe

Leserinnen

und Leser

EDITORIAL

Foto: Land Tirol

Förderpaket für KMUs

Zusatzdarlehen zu FFG-Förderungen bringen einen

klaren Vorteil für innovative Tiroler Unternehmen.

S

ie nehmen eine zentra-

le Rolle in Österreichs

Wirtschaft ein – die

kleinen und mittleren Unter-

nehmen (KMU). Rund 3500

von ihnen mit zirka 100.000

Beschäftigten sind derzeit ak-

tiv in Forschung, Entwicklung

und Innovation engagiert.

Um diese zu unterstützen bzw. wei-

teren KMUs den Einstieg in eine

Forschungs- und Innovationstätig-

keit zu erleichtern, hat die FFG ein

maßgeschneidertes KMU-Förderpa-

ket geschnürt. Dieser Fahrplan zum

innovativen Unternehmen reicht

von Innovationsschecks über Pro-

jekt.Start, Feasibility-Studien hin

zum Basisprogramm und Markt.

Start-Projekt.

Pro Jahr fließen bisher etwa zwi-

schen 20 und 30 Millionen Euro an

Förderungen nach Tirol, das ent-

spricht etwa fünf Prozent der FFG-

Gesamtförderung. Um diesen An-

teil zu erhöhen, stellt nun das Land

Tirol ab 2014 ein Zusatzdarlehen

für aus dem FFG-Basisprogramm

geförderte Projekte zur Verfügung.

„Bei einer positiven Beurteilung

werden üblicherweise etwa 20 Pro-

zent der gesamten Projektkosten in

Form eines Zuschusses und weitere

30 Prozent in Form eines zinsgünsti-

gen Darlehens finanziert“, erläutert

FFG-Geschäftsführerin Henrietta

Egerth. Durch ein Zusatzdarlehen

des Landes Tirol steigt nun die Ge-

samtfinanzierung auf bis zu 70 Pro-

zent der Projektkosten. Forschung

und Innovation zu stärken und die

Zusammenarbeit von Wirtschaft

und Wissenschaft zu fördern, ist ein

wichtiges Ziel der Tiroler Landesre-

gierung“, hält dazu Wirtschaftslan-

desrätin Patrizia Zoller-Frischauf

fest. ]

Foto: Standortagentur Tirol

Foto: Friedle

ABA-Vertragspartnerin Monika Schulz-Strelow und Standortagentur-Geschäftsführer Harald Gohm über

die Veränderungen bei Betriebsansiedlungen, Tiroler Erfolgsbeispiele und rasante Österreicher.

„Oft sind es emotionale Gründe“

Monika Schulz-Strelow: „Österreichische

Verwaltungsbeamte sind lösungsorientierter.“

Harald Gohm: „Die Mehrzahl der Ansied-

lungen bekommt keine Förderungen.“

Fotos: Friedle

Monika Schulz-Strelow ist eine Ber-

liner Unternehmensberaterin, Ge-

schäftsführerin der b.international

group und ehrenamtliche Präsiden-

tin des Vereins „Frauen in die Auf-

sichtsräte“. Mit ihren Netzwerkpart-

nern betreut sie Investoren aus dem

In- und Ausland, zu ihren Kunden

gehört u.a. ABA-Invest in Austria.

Diese berät Unternehmen, die sich

in Österreich niederlassen wollen

bei standortrelevanten Fragen und

spricht aktiv potenzielle Investoren

an. Dabei arbeitet sie eng mit den

Regionalagenturen der Bundeslän-

der zusammen.

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