Vor Kurzem erhielt die
Wissenschaftlerin Mag. Cor-
nelia Blank, die an der Tiroler
Gesundheitsuniversität UMIT
am Institut für Sport-, Alpin-
medizin und Gesundheitstou-
rismus arbeitet, den „WADA Young Investigator
Award“, der von der Welt-Anti-Doping-Agen-
tur international ausgeschrieben wurde. In der
Arbeit – Teil eines mehrjährigen Forschungs-
projektes im Auftrag der österreichischen
Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) –
setzt sich Blank mit dem Wissensstand und der
Einstellung von österreichischen Sportärzten
und Apothekern zum Themenkreis Doping
und Medikamentenmissbrauch auseinander.
Clusterpartner CAS Clean-Air-Service AG
ist seit Ende letzten Jahres die erste und einzige
akkreditierte Prüfstelle für die Qualifizierung von
Reinraumsystemen und thermischen Prozessen
in der Schweiz. Für das Dienstleistungsun-
ternehmen im Bereich Pharmaindustrie und
Medizintechnik stellt diese Zulassung einen
wegweisenden Meilenstein dar.
Das Institut für Biome-
dizinische Alternsforschung
(Leitung Univ.-Prof. Beatrix
Grubeck-Loebenstein), das
grundlegende Mechanismen
des Alterns erforscht, feiert sein
20-jähriges Bestehen und lädt daher zu einem
Tag der offenen Tür (11.9. 2012, 16-20 Uhr)
und einem hochkarätigen Vortragsprogramm am
12.9. Info:
www.successfulaging2012.com3 2 1
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0312
standort
Tiroler Medizintechnikforum
Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]
Beim Tiroler Medizintechnikforum am 20. und 21. September 2012 an der Privatuniversität UMIT in Hall präsen-
tiert die heimische Branche erstmals ihr gesamtes Spektrum. Die dreitägige Veranstaltung besteht aus Industrieausstel-
lung, Kooperationsbörse, Tagung (Jahrestagung der ÖGBMT) und Rahmenprogramm. Um bei der Kooperationsbörse
ins zielgerichtete Gespräch zu kommen, können unter
www.b2match.eu/medizintechnikforumProfile eingegeben und
ab 1. September Gesprächstermine gebucht werden.
Science
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Life Sciences Tirol finden Sie auf
www.standort-tirol.at/mitgliederMehr Info
[
]
A
uch wenn wir uns dessen
meistens nicht bewusst
sind, wir Menschen sind
ständig von flüchtigen organischen
Stoffen umgeben. Viele dieser
gasförmigen Botenstoffe entströ-
men Pflanzen und Bäumen und
auch wir selbst sind Quelle solcher
flüchtigen kurzlebigen Verbindung
(VOCs). Diese Botenstoffe haben
vielfältige Aufgaben im und Aus-
wirkungen auf den menschlichen
Organismus. Die meisten dieser
Wechselwirkungen sind in vielen
Bereichen noch immer nicht wirk-
lich erforscht. Anfang Januar 2012
startete nun das vom „bmvit“ ini-
tiierte und der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft
vergebene Bridge-Projekt „VocOn-
Cell“ am Biozentrum der Medizin-
uni Innsbruck. Als Firmenpartner
konnte EGGER-International ge-
wonnen werden. EGGER und die
von Univ.-Prof. Florian Überall
geleitete Forschergruppe – lokali-
siert am neuen Centrum für Che-
mie und Biomedizin – möchten
mehr über die Wirkmechanismen
von natürlich gebildeten VOCs
aus Holz sowie Holzwerkstoffen
an humanen Zellmodellen lernen.
„Holz ist genial und ist eine Quel-
le von nutzbringenden Biostoffen.
Am bekanntesten ist sicher ein Ab-
kömmling der Salicylsäure – den
meisten Menschen als ‚Aspirin‘
geläufig. Ein weiteres Beispiel wäre
Chinin aus der Chinarinde gegen
Malaria“, erläutert Überall. Zur Be-
urteilung der zellulären Wirkung
von luftgetragenen VOCs wurde
mit Verfahrenstechnikern der Fir-
ma Bioenergy2020+ GmbH in Graz
eine neuartige Expositionskammer
für menschliche Zellen gebaut. Das
ist für die Durchführung weiterer
Forschungsprojekte im Medizin-,
Umwelt- und Landwirtschaftsbe-
reich enorm wichtig.
„Der Prototyp war ein wesent-
liches erstes Ziel, das wir in dem
Projekt erreichen wollten“, erklärt
Überall und ergänzt: „Erstmalig
wird diese neue und in dieser Art
weltweit einzigartige Expositions-
kammer eine Prüfung von flüch-
tigen Einzelsubstanzen, aber auch
Substanzgemischen unter gas-
technisch standardisierten Bedin-
gungen an Zellmodellen erlauben.“
Es ist ein universelles Konzept,
dass sich biologische Systeme mit
ihrer Umwelt austauschen und oft
kleinste Gaskonzentrationen für
den Informationsaustausch verwen-
den. VOCs, welche die Pflanze oder
der Baum zur Bewältigung von
Umweltstress und zur Abwehr von
Schädlingen produzieren, haben
sich in Jahrmillionen entwickelt
und durchgesetzt. „Wenn ich zum
Beispiel mit einer Schere in das
Blatt einer Zimmerpflanze schnei-
de, dann werden flüchtige orga-
nische Komponenten freigesetzt.
Diese werden von den Pflanzen in
der Umgebung als Botenstoffe er-
kannt“, erläutert Florian Überall.
Ähnlich verhält sich die Pflanze,
wenn Bakterien oder Pilzsporen
auf dem Blatt andocken oder wenn
auf sie Umweltstress, wie Hitze, Käl-
te oder Ozon, einwirkt – und all
diese Vorgänge können sichtbar
gemacht werden.
„Bei unserem Projekt haben wir
zwei weitere Forschungsansätze
und -ziele, die für uns auch in der
Grundlagenforschung sehr interes-
sant sind. Es gibt bis dato nur ganz
wenige gute Messmodelle, wie man
diese flüchtigen Substanzen an Zel-
len messen kann. Das ist ein enorm
aufwendiger Prozess, denn wir
sprechen hier von extrem gerin-
gen Stoffmengen. Wir messen hier
in ‚Teilchen pro Million Teilchen‘.
Das sind Stoffgrößen, die man sich
als normaler Mensch nicht vor-
stellen kann, und dennoch haben
diese wenigen Moleküle oft große
Wirkung. Ihre biologischen Wirk-
muster möchten wir erforschen,
um die Auswirkungen auch für den
Menschen abschätzen zu können“,
betont Überall.
Daher ist ein weiteres überge-
ordnetes Ziel des Projektes, durch
detailliertes Aufarbeiten der mo-
lekularen Wirkprinzipien an Zel-
len, Modelle für den Menschen
zu erstellen. Dazu arbeitet die
Gruppe von Prof. Überall auch an
biomathematischen Modellen für
nachfolgende Studien mit Testper-
sonen.
]
Univ.-Prof Florian Überall forscht über die
Wirkmechanismen von VOCs aus Holz.
Foto: Wikipedia/Darkone
Foto: Friedle
Das Bridge-Projekt „VocOnCell“ ist eine zukunftsweisende Forschungsarbeit der Medizinischen Universität
Innsbruck und EGGER Österreich und soll die Auswirkungen von flüchtigen organischen Stoffen beschreiben.
Ein universelles Konzept
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Life Science ]
Foto: Friedle
Foto: Friedle
Patientensicherheit und Würde
[ konkret GESEHEN ]
V
on zehn Patienten, die bei einem
Sturz einen Oberschenkelhalsbruch
erleiden, sterben drei innerhalb eines
halben Jahres. Von den restlichen Pati-
enten bleiben drei für immer immobil.
Speziell in Krankenhäusern und Pflege-
heimen sind diese Unfälle immer noch
sehr häufig. Die Stürze passieren meist
beim Versuch das Bett zu verlassen oder
in der Nasszelle. Da es für das Pfle-
gepersonal schlicht unmöglich ist, ihre
Schützlinge rund um die Uhr zu über-
wachen, werden oft Gitter angebracht.
Eine für alle Beteiligte unbefriedigende
und gefährliche Situation. Einen anderen
Ansatz bietet nun der BUCINATOR.
„Wir haben einen unsichtbaren Sicherheitsgurt für Patienten entwickelt, dieser un-
terstützt die Pflege unter anderem mittels einer Matratze mit integriertem Sensor“,
erläutert der Pflegwissenschaftler Johannes Hilbe. Dadurch werden Patienten besser
vor Unfällen geschützt, ohne dass deren Freiheit mit Bettgittern eingeschränkt wird.
„Wir testen derzeit intensiv an der Klinik Innsbruck unsere Matratze und das
Sensor-Seitenelement. Letzteres soll Bettgitter überflüssig machen, da ein ‚He-
rausrollen‘ des Patienten verhindert bzw. bei einer gefährlichen Situation ein Alarm
ausgelöst wird. Bis Ende des Jahres wird auch unser Gesamtsystem, das eine Alar-
mierung an ein beliebiges Handy ermöglicht, fertig sein“, erklärt Hilbe und ergänzt:
„Für mich war das immer ein Thema, weil ich aufgrund meiner Erfahrung weiß, dass
das Pflegepersonal – trotz allem Einsatz – seiner Verantwortung in diesem Bereich
nur sehr schwer nachkommen kann bzw. dabei immer unter Druck steht. Aber auch
für Angehörige, die ihre Leute zu Hause pflegen, kann dies eine enorme Erleichte-
rung sein, weil gerade zu Hause eine permanente Überwachung unmöglich ist. Das
ist eine große psychische Belastung für die Angehörigen, die durch unser System
gemildert werden kann.“ Mehr Infos zum adventure X-Zweiten BUCINATOR – der
lateinische Name steht übrigens für Signalhornbläser in der römischen Antike, die auf
Gefahren aufmerksam machten – unter:
www.bucinator.atUnkonventionelle Krebstherapie
adventure X-Siegerin Dorothee von Laer bekämpft Tumorerkrankungen mit Viren.
Im Labor wurde die Wirksamkeit der neuen Therapie schon nachgewiesen.
STANDORT:
Sie wollen mit Ihrem
Team Krebs mit Hilfe von Viren bekämp-
fen. Wie sind Sie darauf gekommen?
Dorothee von Laer:
Als erstes
bin ich ja von meiner Profession her Viro-
login. Ich bin dann schon vor über zehn
Jahren darauf gekommen, dass man Vi-
ren für die Therapie einsetzen kann. Ich
habe sehr lange in der Gen-Therapie ge-
arbeitet, wo man ja therapeutische Gene
mit Viren als eine Art Taxi bw. Fähre ein-
setzt. Dabei haben wir ein überraschend
aktives Antikrebs-Virus entdeckt, das sehr
effektiv ist, dazu für normal funktionieren-
de Zellen völlig ungefährlich und Men-
schen in der Regel nicht infiziert.
STANDORT:
Wie kann man sich die
Wirkung dieser Viren auf einen Tumor
vorstellen?
von Laer:
Viren brauchen Zellen um
sich zu vermehren. Und die sogenann-
ten onkolytischen Viren haben die Eigen-
schaft, dass sie sich nur in Tumorzellen
vermehren. In solchen Tumorzellen sind
die Stoffwechselvorgänge verändert und
manche Viren brauchen diese Verände-
rungen. Dazu muss man wissen, dass Vi-
ren keinen eigenen Stoffwechsel haben.
Sie brauchen den Stoffwechsel von Zel-
len, um sich vermehren zu können. Un-
ser Virus programmiert den Stoffwechsel
der Tumor-Zelle so um, dass diese nur
noch Viren produziert. Dabei stirbt die
Wirtszelle und das innerhalb von sechs
bis acht Stunden. Und da dieses Virus
keine gesunden Zellen angreift, wird es
vom Körper wieder abgebaut. Dazu
kommt noch, dass es ziemlich empfind-
lich gegen die normale Immunabwehr
der Zellen ist.
STANDORT:
Was lässt Sie hoffen, dass
Ihre Therapie funktioniert?
von Laer:
Wir konnten für drei ver-
schiedene Tumorarten im Versuch mit
Mäusen nachweisen, dass unsere The-
raphie wirkt. Besonders bei den bösar-
tigen Hirntumoren konnten wir belegen,
dass ein Heilungserfolg möglich ist. Dann
behandeln wir mit unserer Therapie das
schwarze Melanom, also den Hautkrebs
und den Eierstockkrebs. Wir können auf
der Basis unserer Maus-Modelle sagen,
dass in allen drei Bereichen unsere Me-
thode hochgradig wirksam bis heilend
war. Dazu kommt noch, dass man unser
Virus wiederholt geben kann, weil der
Körper keine schützenden Anti-Körper
dagegen entwickelt.
STANDORT:
Kann man also sagen,
dass sich hier eine völlig neue Möglichkeit
für die Krebstherapie entwickelt?
von Laer:
Auf jeden Fall. Zwar steckt
das Ganze noch in den Kinderschuhen,
aber andere Forschungsgruppen haben
schon in ersten klinischen Studien Erfolge
gehabt. Wir glauben, dass unser Ansatz
da noch einen Zahn zulegen kann. Was
wir als nächstes machen müssen, sind
große Studien, um die Wirksamkeit für
den Menschen wirklich auch belegen zu
können. Aber mit den ersten Erfolgen
geht das jetzt rasch voran. Es sieht für uns
wirklich so aus, als hätten wir hier ein völ-
lig neues Wirkprinzip in der Behandlung
von Krebs gefunden.
]
Foto: Lechner
Foto: Lechner
Pflegewissenschaftler Dr. Johannes Hilbe
Univ.-Prof. Dorothea von Laer