WOLFGANG
SCHOBERSBER-
GER:
Unsere Studien konnten
eindrucksvoll nachweisen, dass
ein individuell erstellter und von
professionellen Coaches beglei-
teter Aktivurlaub in mittlerer
Höhe sowohl bei Personen mit
metabolischem Syndrom als auch
bei einem „nur“ gestressten Gä-
steklientel mannigfaltige Gesund-
heitseffekte zur Folge hat. Da der
Trend vermehrt zu kürzeren, aber
häufigeren Urlauben geht, möch-
ten wir mit AMAS III herausfin-
den, wie man solche Kurzurlaube
so erholsam und nachhaltig wie
möglich gestalten kann.
STANDORT:
Wie sieht dies im
Einzelnen aus?
Schobersberger:
Wir wollen
uns einen Kurzurlaub, den wir ge-
nau definiert haben, kombiniert
mit einem sinnvollen Programm
anschauen, das wir aus früheren
Teilen der AMAS-Studie kennen.
Also moderate Bewegung, mit
mentalem
Entspannungspro-
gramm und auch mit Wellness-
bzw.
Regenerationseinheiten.
Dabei führen wir umfangreiche
Messungen vor und nach dem
Kurzurlaub unserer Probanden
durch. Und wir testen diese dann
noch einmal einige Wochen nach-
dem sie in ihren Alltag zurückge-
kehrt sind, um die Nachhaltigkeit
zu überprüfen.
Standort:
Was erwarten Sie
von der neuen Studie?
Schobersberger:
Neben den
wissenschaftlichen Erkenntnissen
ist es wichtig, dass der Gast dabei
etwas lernt, das er mit nach Hause
nimmt und dort auch umsetzt. Un-
sere Erfahrung ist, dass Gäste wäh-
rend des Urlaubs häufig übertrei-
ben. Da sagen wir, lieber Freund,
du bewegst dich jetzt mit einer Pul-
suhr, sodass es für dich einen Bene-
fit hat. Das heißt also „Bewegen ler-
nen“. Auf was muss ich aufpassen,
wenn ich so ein kleines Trainings-
programm für mich zusammenstel-
le? Welche Entspannungsübungen
gibt es? Wie ernähre ich mich ge-
sünder? Ein Urlaub von drei Wo-
chen kann nie den Stress des rest-
lichen Jahres kompensieren. Er ist
zwar wichtig, aber wir sagen mit
unserem Ansatz: Der Urlaubsgast
kann bei einem sinnvoll gestalteten
Kurzurlaub viel mitnehmen, was er
zu Hause wirklich umsetzen kann,
was ihm im Alltag etwas bringt und
dabei hilft, seine Batterien immer
wieder aufzuladen.
STANDORT:
Was sind Ihre Ziele
mit der Studie?
Schobersberger:
Wir wollen
auf der Basis dieser Studie mit mög-
lichen Partnern touristische Pakete
schnüren und auf dem Markt an-
bieten, die es in dieser Form bis
jetzt gar nicht gibt.
STANDORT:
Was ist besser, einmal
einen langen Urlaub oder mehrere
verteilt über das Jahr?
Schobersberger:
Ich würde
das Ganze eher anders angehen.
Wir haben mit den zu erwar-
tenden Erkenntnissen etwas, das
Urlaub noch individueller und vor
allem nachhaltiger macht. Dabei
können wir natürlich sagen für
welche Klientel welche Urlaubs-
form etwas bringt. Letztendlich ist
es immer der Gast der bestimmt.
Wir wollen und müssen diesen
Kundenwünschen mit Forschung
entgegenkommen. ]
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standort
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wellness
Thema: [ WELLNESS TIROL ]
Profil geht vor Profit
Klare Positionierungen am Markt werden für Hotels immer wichtiger. In diese
Nischen hinein entwickelt Clustermitglied Barbara Walder ihre Konzepte auf Basis ei-
ner selbst erstellten und vom Land Tirol geförderten Initiativstudie über das Potenzial
von „Gesundheitstourismus in Tirol“. „Eine USP, authentisch und mit Herzblut umge-
setzt, bleibt den Gästen positiv im Gedächtnis“, so Walder.
www.walder-strategie.atMehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Wellness Tirol finden Sie au
fwww.standort-tirol.at/mitglieder
Mehr Info
[
]
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Wellness ]
Die Wanderhotels Tirol, 28 familiär ge-
führte Ferienhotels der 3- und 4-Sterne-Kate-
gorie, bieten seit 15 Jahren Tiroler Gastfreund-
schaft und einen umfassenden Wanderservice
sowie zahlreiche Sport- und Freizeitaktivitäten
an. Nun sind die Wanderhotels Tirol im Juli
dem Cluster Wellness Tirol beigetreten, um
gezielt im Prozess der nachhaltigen Qualitäts-
entwicklung der bestehenden Produkte einen
Wettbewerbsvorsprung herauszuarbeiten.
Die Hotels möchten im Thema Wandern ihre
Qualitätsführerschaft weiter ausbauen.
Der TravelScope des deutschen GfK-
Instituts sieht aktuell speziell Wellness-, Fami-
lien- und Naturangebote stark im Wachsen.
Während der Gesamtreisemarkt um nur 2,1%
wächst, sind speziell Wellnessreisen mit 6,7%
Wachstum weiter voll im Trend.
Im Gamma
Swing-Zentrum
von Clustermitglied
Hubert Schneeberger
wurde Anfang August
2012 das verbesserte
Gerät zur Behandlung
von Wirbelsäulenpro-
blemen vorgestellt.
Das in Zusammenar-
beit mit der Universitätsklinik Innsbruck (Univ.-
Doz. Dr. Erich Mur) entwickelte Technikgerät
kombiniert die klassische Streckbehandlung
mit schwingender Bewegung und stieß auch
bei Touristikern, die sich im Gesundheitstou-
rismus positionieren möchten, auf großes
Interesse. Mehr Informationen gibt es unter
www.gammaswing.comDer dritte Teil der bekannten AMAS-Studie soll die Auswirkungen wiederholter Kurzurlaube in mittlerer
Höhe wissenschaftlich belegen. Der Fokus liegt dabei vor allem auf der bio-psychologischen Regeneration.
Medical Wellness statt Stressness
Foto: Friedle
D
as Erste, was auffällt, wenn
man den Sonnhof in Hin-
terthiersee betritt, ist die
Ruhe und völlig entspannte At-
mosphäre, die sich völlig von der
hektischen Betriebsamkeit ande-
rer Beherbergungsbetriebe unter-
scheidet. „Seit ich mich intensiv
mit Ayurveda beschäftige, bin ich
selbst viel ausgeglichener. Früher
war ich so typisch Chef. Da bin ich,
wenn ein Fehler gemacht wurde,
rumgerannt und war dabei ziem-
lich laut“, erklärt Johann Maurau-
cher.
Der Thierseer Gastronom hat
schon vor Jahren begonnen mit
Ayurveda zu arbeiten und seither
das Angebot sukzessive ausgebaut,
aber, wie er anmerkt, auch seinen
eigenen Lebensstil umgestellt. Im
Sonnhof gibt es heute ganzjährig
einen Yoga- und Chi-Gong-Lehrer.
„Wir haben auch einen indischen
Arzt. Und wir haben einen ‚klas-
sischen‘ Mediziner im Haus, der
aber auch in der alternativen Me-
dizin tätig ist“, erläutert Maura-
cher. Wie überhaupt viel Wert auf
zufriedene und gut ausgebildete
Mitarbeiter gelegt wird. Und Mau-
racher investiert laufend in die
Qualität seines Angebotes. „Wir
haben heuer wieder 1,6 Millio-
nen Euro investiert, aber nicht ein
neues Bett dazu bekommen“, be-
tont Mauracher. Es sei überhaupt
wichtig, die bisherigen Tourismus-
Strategien zu überdenken, meint
er: „Wir haben selbst jahrelang
Ferientourismus gemacht. Im
Endeffekt war dabei nichts zu ver-
dienen, eigentlich ging es immer
nur rund.“
Heute ist der Sonnhof ein Ganz-
jahres-Betrieb und die
erhöhte
Zimmerauslastung vor allem in
den Nebensaisonen gibt dem Kon-
zept von Johann Mauracher recht.
Und auch die bessere Preisdurch-
setzung und ein vollkommen
neues Gästepotenzial bestätigen
den Weg des Tiroler Familienbe-
triebs.
„Ich sehe auf jeden Fall einen
Trend zum Ganzjahres-Betrieb.
Ich kann das nur jedem empfeh-
len. Der Gast bleibt nicht mehr
so lange wie früher, dafür kommt
er, wenn er sich wohlfühlt, öfters“,
meint Mauraucher. Hier liege ein
großes Potenzial. Aber bräuchte es
bei unseren Touristikern schon ein
Umdenken, meint er und ergänzt:
„
Als Touristiker in Tirol sollte es
das Ziel sein, dass wir bestimmen,
welche Gäste wir haben wollen
und nicht der Gast bestimmt, was
wir machen. Dazu müssen wir aber
die Grundlagen, also unser Ange-
bot überdenken und neue Mög-
lichkeiten schaffen.“ Geschafft hat
es das Ayurveda Ressort Sonnhof.
Es ist heute
eine Wohlfühloase mit
Schwerpunkt „Ayurveda in Euro-
pa“, das auch international als Vor-
bild wahrgenommen wird.
Infos
unter
www.sonnhof-ayurveda.at]
Zukunft Gesundheitstourismus
Johann Mauracher, Geschäftsführer des Ayurveda Ressorts Sonnhof in Hin-
terthiersee glaubt, dass ein Umdenken im Tiroler Tourismus stattfinden muss.
Foto: marketing deluxe GmbH
Foto: Travel2change
R
eisen bildet. Aber Reisen
hat auch immer Folgen
für die Besuchten. Leider
nicht immer positive. Auf der Basis
dieses Gedankens wurde im April
2011 Travel2change von Thomas
Kohler und Markus Mitterdor-
fer als gemeinnütziger Verein in
Innsbruck gegründet. Ziel dieser
Non-Profit-Organisation ist es, Rei-
sende und die lokale Bevölkerung
zu vernetzen, um nachhaltige Ver-
änderungen zu ermöglichen. Im
Gründungsjahr wurde der erste
Ideenwettbewerb erfolgreich um-
gesetzt, bei dem sich Reisende,
Organisationen und die lokale
Bevölkerung mit innovativen und
nachhaltigen Projektideen bewer-
ben konnten. Bei der ersten „Chal-
lenge“ rund um das Thema Wasser
nahmen über 500 Personen teil und
reichten mehr als 60 Projektideen
ein. Die vier besten Vorschläge wur-
den von der Online Community
und einer Expertenjury ausgewählt.
Die Reisenden arbeiteten mit der
lokalen Bevölkerung zusammen,
um die Gewinnerprojekte in Kenia,
Peru und Brasilien in die Tat umzu-
setzen. Travel2change soll zeigen,
welche positiven Auswirkungen
der Tourismus auf das Leben von
Reisenden und der lokalen Bevöl-
kerung haben kann. Der nächste
Ideenwettbewerb ist derzeit in Vor-
bereitung. Zu einem bestimmten
Thema oder einer ausgewählten
Region sollen in einer Zusammen-
arbeit von Reisenden, sozial enga-
gierten Organisationen und der
lokale Bevölkerung nachhaltige
Tourismus-Projektideen entwickelt
werden. Solche vielversprechenden
Ideen verknüpfen die Fähigkeiten
der Reisenden und deren Reiseak-
tivität mit dem Zweck, einen Beitrag
zur Verbesserung der Lebensbedin-
gungen in der Reisedestination zu
leisten.
www.travel2change.org ]Nachhaltig Reisen
Die Non-Profit-Organisation Travel2change fördert
nutzvolles und verantwortungsbewusstes Reisen.
Johann Mauracher fordert ein Umdenken
Thomas Kohler bei einem Projekt in Kenia.
„Anlass für die AMAS-Studie war, dass im Be-
reich Wellness viel angeboten wird, das aber
nie wirklich überprüft wurde.“
Wolfgang Schobersberger
Ziel der AMAS-Studie (Austrian
Moderate Altitude Studies), die von
1998 bis 2011 von Univ.-Prof. Dr.
E. Humpeler und Univ.-Prof. Dr.
W. Schobersberger durchgeführt
wurde, war es, die gesundheitlichen
Auswirkungen eines mehrwöchigen
Wanderurlaubs in der Höhe und im
Tal bei Gästen, die am sog. Meta-
bolischen Syndrom (Bluthochdruck,
Übergewicht, Störungen im Fett-
und Zuckerstoffwechsel) leiden, zu
analysieren. Das Folgeprojekt AMAS
II wurde mit physisch gesunden Pro-
banden durchgeführt, die allerdings
unter einem hohen Stresslevel litten.
AMAS
Foto: Gammaswing