Standort Sonderausgabe 20 Jahre Standortagentur Tirol

wird es vom Politecnico di Milano, es sind Partner aus Frankreich und England dabei. Thema ist die mög- lichst energieeffiziente Renovierung bzw. Sanierung von Mehrfamilienhäusern mit 20 bis 100 Wohnungen. Heizen sowie Kühlen und damit auch Wärmepumpen spielen dabei eine wichtige Rolle“, legt Bangheri dar. Ein anderes laufendes EU-Projekt ist Repro-Light. Als Partner des Enterprise Europe Network (EEN) un- terstützte die Standortagentur Tirol den heimischen Lichtspezialisten Bartenbach beim Antrag, bis 2020 beschäftigt sich ein internationales Konsortium mit der Nachhaltigkeit von LED-Beleuchtungen. Auch der Tiroler Kunstaugenhersteller eyecre.at fand via EEN einen Technologiepartner, das tschechische Unterneh- men bringt seine Erfahrung in der Produktion von Hy- drogel ein. Eine Menge Erfahrung kann in der Zwischenzeit auch Marcel Huber einbringen, etwa die, „dass wir nicht mehr ständig bei unseren Anlagen anwesend sein müs- sen“ – was auch einen Auftrag für die Vorplanung eines Syncraft-Holzkraftwerks in Japan möglich machte. Aus der Ein-Mann-Diplomarbeit im Jahr 2002 ist inzwischen ein 14-Personen-Unternehmen geworden, eine Bestäti- gung für Egerths Aussage „Forschung und Forschungs- investitionen sind kein l‘art pour l‘art, sie stärken die Wertschöpfung und den Standort massiv.“ Die Anlage in Japan ist noch, aber schon hörbare Zukunftsmusik (derzeit läuft das Detailengineering), im Südtiroler Laas wird schon gebaut, ebenso im steirischen Rot- tenmann. Dort soll – im Auftrag der Flick‘schen Forst- und Gutsverwaltung – die Abwärme für eine Garnelen- zuchtanlage genutzt werden. Für Huber eine geradezu ideale Vernetzung von „innovativer Energietechnik mit innovativer Land- und Forstwirtschaft“. auf Vernetzung, um am Markt die Bedürfnisse poten- zieller Kunden noch besser zu erfassen. Für eine Fir- ma ist das alleine nicht einfach, die Organisation eines Clusters bietet den Vorteil, dass man verschiedenste In- formationen bekommt, sich damit ein Bild des Marktes verschaffen und die Technologien untereinander ver- netzen kann“, sagt der Wärmepumpenprofi. Vom Clus­ ter organisierte gemeinsame Messebesuche öffneten Heliotherm den Weg in neue Märkte. „Durch einen Partner, den wir über die ecobuild 2012 in London er- reicht haben, konnten wir 2016 in England 120 Wär- mepumpen verkaufen, 2017 waren es schon rund 370“, berichtet Bangheri, so wie Huber Beirat des Clusters Erneuerbare Energien Tirol. Bis nach England hat es Huber noch nicht geschafft, das IKB-Projekt strahlt aber dank SINFONIA (siehe unten) über Tirol hinaus. In nur viereinhalb Monaten Bauzeit wurde das Holzkraftwerk (Kostenpunkt zwei Millionen Euro) errichtet, Innsbruck, so die Projekt- Idee, soll als Pilot City energieeffizientes Vorbild für andere europäische Städte sein. Initiiert und beglei- tet wurde der Projektantrag vom Cluster Erneuerbare Energien Tirol und der europäischen Förderberatung in der Standortagentur Tirol, für viele regionale Part- ner war es das erste große EU-Projekt. Acht EU-Länder sind an dem 43,1-Millionen-Projekt beteiligt, eine in- ternationale Vernetzung, ohne die, so FFG-Geschäfts- führerin Egerth, „Forschung heute nicht mehr mög- lich ist“. Österreich ist ein starker Partner in Horizon 2020, dem EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation. „Im Bereich der Beteiligungen liegt Öster- reich mit 16,7 Prozent unter den Top 3 Europas. Das zeigt, dass Österreich, Tirol und die anderen Bundes- länder, stark mit europäischen Partnern vernetzt sind“, bestätigt Egerth. Auch die Tiroler Zahlen können sich sehen lassen, seit 2007 flossen rund 115 Millionen Euro an EU-For- schungsmitteln in 285 Projekte mit Tiroler Teilneh- mern. An einem EU-Projekt beteiligt ist auch Helio- therm. „Wir sind Teil des EU-Projekts HEART. Geleitet Innsbruck und Bozen werden mit Hilfe des EU-Pro- jekts SINFONIA zu Smart Cities. Initiiert wurde das Millionenprojekt vom Cluster Erneuerbare Energien Tirol und der europäischen Förderberatung in der Standortagentur Tirol und vereint über 30 Partner aus acht europäischen Ländern. Innsbruck und Bozen sind sogenannte Pilot Cities: In Teilen der zwei Landes- hauptstädte – den „Smart Districts“ – sollen von 2014 bis 2019 durch technische Innovationen und Maßnah- menpakete der Energiebedarf um 40 bis 50 Prozent gesenkt, der Anteil der erneuerbaren Energie am Ge- samtbedarf um 20 Prozent gesteigert, der CO 2 -Ausstoß reduziert und die Lebensqualität gesteigert werden. Ein weiteres Ziel ist die Adaptierung und Umsetzung der Innovationen in fünf europäischen Städten (Ro- senheim, La Rochelle, Sevilla, Paphos und Boras), über 40 europäische Städte zeigen an den Ergebnissen aus Innsbruck und Bozen Interesse. Im Osten von Innsbruck werden im Rahmen des Pro- jekts mindestens 21,4 Millionen Euro investiert, davon kommen circa 12,2 Millionen Euro von der EU. Teile des Projekts sind etwa die energieeffiziente Sanierung von über 600 Wohnungen und drei Schulen oder in- telligente Energie- und Infrastrukturlösungen wie z.B. die Nutzung der Abwärme eines Großtransformators im Umspannwerk Mitte. Insgesamt werden durch SIN- FONIA bis zu 125 Millionen Euro an Investitionen für ein energieeffizientes Innsbruck getätigt. Die Tiroler Partner in SINFONIA sind: Stadt Inns- bruck, IKB AG, Neue Heimat Tirol, Innsbrucker Im- mobilien GmbH & Co KG, Universität Innsbruck, Passivhausinstitut Innsbruck und TIGAS sowie die an- geschlossenen Partner ATB Becker, e3 Consult GmbH, alpS und TIWAG. Als District Leader koordiniert die Standortagentur Tirol die Zusammenarbeit der Partner. SINFONIA – MIT DER EU ZUR SMART CITY „Forschung und Investitionen in Forschung sind kein l‘art pour l‘art, sondern sie stärken die Wertschöpfung und den Standort massiv.“ – Henrietta Egerth, FFG STANDORT 0118 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 2 1 REBEKKA RUETZ THOMAS FAHRINGER DIGITALISIERUNG IN DER MODE DIGITALISIERUNG IN DER FORSCHUNG Während die Fertigungsindustrie früher vor einer serienmäßigen Produktion mit großem Aufwand zu­ erst reale Prototypen entwickeln musste, hat die computergestützte Simulation fast alle Phasen der Produktentwicklung, der Logistik und des Vertriebes revolutioniert. Im Besonderen sind dabei die kurzen Simulationszeiten und die Modellierung von Produkten für realistische Problemgrößen hervorzuheben. So werden Produktqualität, Produkteinführungszeit, Pro­ duktionskosten und nicht zuletzt die Umweltbelastung dank moderner Techniken der Digitalisierung – insbe­ sondere durch effiziente Parallelisierung und Ausfüh­ rung der Simulation auf modernen Hochleistungsrech­ nern – entscheidend verbessert. Thomas Fahringer ist Professor für Informatik an der Universität Innsbruck Rebekka Ruetz arbeitet als Modedesignerin Wir setzen digitale Technologien derzeit in den Be­ reichen Vertrieb, Onlinepräsenz und in der Erstellung der Modeschnitte ein. Mittlerweile ist es uns möglich, unser Produkt weltweit zu verkaufen und schnell auf den Markt zu reagieren. Eine große Rolle spielt auch der Bereich PR, Pressematerial verschicken wir wei­ testgehend digital. Die Digitalisierung ermöglicht uns eine immer besse­ re Vernetzung vom Lieferanten bis hin zum Kunden und es entstehen Chancen für neue Produkte und Dienstleistungen, z.B. technologische Materialien oder Nähroboter. Via Online-Kommunikation kann ich mei­ ne Zielgruppen rasch und selektiv über Shop-Events informieren. Über Social-Media-Kanäle erleben meine Kunden die Entstehung einer neuen Kollektion in Echt­ zeit: Skizzen oder Stoffmuster auf Facebook; Shoo­ ting- und Backstage-Szenen über Instastories; Runway- Shows per Live-Stream. Die zukünftige Herausforderung ist die Kundenbe­ ziehung zum Unternehmen und darüber hinaus, wir müssen auf Wünsche eingehen und die bestmög­ liche Omni-Channel-Erfahrung bieten. Im Bereich Influencer-Management finde ich besonders wichtig, nicht allein auf Reichweite zu vertrauen. Ich achte pri­ mär darauf, dass Persönlichkeit und Look zu meiner Labelphilosophie passen. Nur so kann eine langfris­ tige Zusammenarbeit entstehen, durch die wir trotz schnelllebigem Internet nicht gleich morgen wieder in Vergessenheit geraten.

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