Standort Tirol 02 2015 - page 1

STANDORT:
Wo drückt das Grün­
derland Österreich der Schuh?
HARALD MAHRER:
Gemeinsam mit
der gesamten Szene und vielen Stake­
holdern wurden eine Reihe von
Druckpunkten und Erfolgsfaktoren
für das Gründerland Österreich iden­
tifiziert. Daher haben Vizekanzler Mit­
terlehner und ich im Frühjahr unsere
Gründerland-Strategie vorgelegt. Ein
konkreter Fahrplan mit 40 Maßnah­
men, wie Österreich zum Gründer­
land Nr. 1 in Europa wird. Das Thema
Finanzierung und Risikokapital ist
hier ein Dauerbrenner bei Start-ups.
Mit dem neuen Crowdfunding-Gesetz
haben wir einen ersten Meilenstein
gesetzt, ein Beteiligungsfreibetrag ist
der logische nächste Schritt.
STANDORT:
Start-ups durchlaufen
drei Phasen – die Vorgründungs-, die
Gründungsphase und dieWachstums­
phase. In welcher der drei sehen Sie
in Österreich den größten Aufholbe­
darf?
MAHRER:
In allen Phasen, aber der
Aufholbedarf ist in der Wachstums­
phase am größten. Entscheidend ist,
den Markt für ein neues Unterneh­
men von Beginn an global zu denken,
da haben uns die Start-ups in vielen
Ländern etwas voraus. Diese weltwei­
te Markteroberung bedingt aber ganz
andere Wachstumsfinanzierungen,
macht andere Netzwerke notwendig.
Daran arbeiten wir gerade.
STANDORT:
Unter Start-ups gelten
High-Tech-Start-ups sozusagen als das
Sahnehäubchen. Wie kann man die­
sen Bereich in Österreich forcieren?
MAHRER:
Wir schaffen Rahmenbe­
dingungen, die die Situation für alle
Start-ups verbessern. Wer auf welche
Schwerpunkte setzt, welche Techno­
logien sich besonders hervortun und
entwickeln, entscheidet alleine der
Markt und das ist gut so.
STANDORT:
Trotz steigender Ten­
denz und großem Potenzial gibt es
bei universitären Spin-offs noch Ver­
besserungsbedarf. Wie wollen Sie aus
Forschern Gründer machen?
MAHRER:
Nicht jeder Forscher kann
oder soll Gründer werden. Aber wir
haben exzellente Forschungsleis­
tungen, für die uns andere Länder
beneiden, und setzen diese nicht in
Wertschöpfung um. Neue Unterstüt­
zungsstrukturen für Forscher mit
unseren Wissenstransferzentren und
eine verstärkte und auf den Bereich
Spin-offs fokussierte Kooperation von
Unis und Fachhochschulen mit der
Wirtschaft – Stichwort Inkubatoren
– sollen uns hier helfen, die brachlie­
genden Schätze zu heben.
STANDORT:
Zu einer Kultur des
Gründens gehört auch eine – in Ös­
terreich nicht sehr ausgeprägte – Kul­
tur des Scheiterns. Wie soll diese aus­
sehen?
MAHRER:
Das schrittweise Etablie­
ren einer Wirtschaftskultur, die ein
redliches Scheitern akzeptiert, ist mir
ein Anliegen. Dieses Prinzip ist seit
2014 schon bei den Finanzierungs­
instrumenten der Förderbank aws
verankert. Nächster Meilenstein ist
die Änderung der Verordnung zum
Neugründungs-Förderungsgesetz,
wo wir die Sperrfrist für einen neuer­
lichen Schritt in die Selbstständigkeit
von fünfzehn auf fünf Jahre reduziert
haben. Der große Schlüssel liegt aber
zweifelsfrei im Bildungsbereich, wenn
wir an Kreativitätsförderung und Risi­
kobereitschaft denken. ]
Österreich hat, sagt Harald Mahrer, exzellente Forschungsleistungen, um die uns
andere beneiden. Diese Schätze will er heben und in Wertschöpfung umsetzen.
Von Beginn an den
Markt global denken
Standort
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STANDORT 02|15
[ Thema: Inhalt ]
Harald Mahrer und seine Pläne für die
österreichische Start-up-Szene
[ standortagentur ] : [ erneuerbare energien ] [ informationstechnologien ] [ life sciences ] [ mechatronik ] [ wellness ] : [ forschung ] [ wirtschaft ]
Erneuerbare Energien
Seite 3
[ Thema: Impressum ]
STANDORT. Aktuelle Nachrichten
der ­Standortagentur Tirol und ihrer
­Clusterinitiativen. Ausgabe 02|15
Herausgeber: Standortagentur Tirol,
Ing.-Etzel-Straße 17, 6020 Innsbruck 
Verleger: KULTIG Corporate Publishing,
Koch & Partner KG
Redaktion: Andreas Hauser
Fotos: Andreas Friedle
Druck: Alpina Druck GmbH
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Nr. 25 | Jg. 06
AKTUELLE NACHRICHTEN DER STANDORTAGENTUR TIROL
STEKA forscht mit der Uni Inns­bruck,
um seinWerkstoffwissen auszubauen
Frivent arbeitet an einem innovativen
Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung
PV-Dachgärten sind die Synergie von
Dachflächennutzung und Öko-Strom
Mechatronik
Seite 4
Kohlefaser-Spezialist Alpex forciert die
hausinterne Entwicklungsarbeit
Retrofitting: ECI Manufacturing ver­netzt
Maschinen aus dem vorigen Jahrhundert
Informationstechnologie
Seite 5
Martin Adam über das Erfolgsrezept
der ERP-Summer School
Der IT-Spezialist General Solutions
erleichtert das Warten vonWanderwegen
Wellness
Seite 6
ClemensWestreicher erklärt, worauf
bei Hotelübergaben zu achten ist
Mit Kids Coaches schärfen die Best
Wellness Hotels Austria ihr ­Qualitätsprofil
Life Sciences
Seite 7
Susanne Kaser erforscht den Zusam-
menhang von Ernährung und Insulinresistenz
In dem Projekt VascuBone wurde eine
Toolbox für Knochenimplantate entwickelt
[ INTERNETAUFTRITT ]
T
irol und seineWirtschaft sind mehr als Fakten und Zahlen,
sind mehr als rund 40.000 Unternehmen, die ein Bruttoregio-
nalprodukt von 29 Milliarden Euro erzielen und jährlichWaren im
Wert von über elf Milliarden Euro exportieren. Hinter diesen und
vielen anderen Zahlen stehen Menschen, die mit ihrem Know-how
für Innovation und starke wirtschaftliche Auftritte sorgen. Diese
Leistungen darzustellen, ist Anliegen und Aufgabe des relaunchten
Webportals
Mit der erweitertenWebsite – so wie
die ebenfalls relaunchte Seite
im neuen CD
der MarkeTirol – präsentiert die Standortagentur Tirol das Land
von seiner wirtschaftlichen sowie innovativen Seite, aber auch den Charakter des Landes, die Besonderheiten seiner
Menschen und die Möglichkeiten im Land. Eigene Dossiers beleuchten besondere Kompetenzen am Standort, den
Beginn macht das Thema Energieeffizientes Bauen.Von einer der größten Passivhauswohnanlagen Europas über Tiroler
Unternehmen als bauliche Energie-Botschafter und ein Interview mit UniexpertenWolfgang Streicher, der zeigt, wie
heimische Forschungsergebnisse Einzug in die Baupraxis halten, bis zu … einfach nachlesen auf
.
FÖRDERUNG
M
ehr Innovation bringen 15 neue
InnovationsassistentInnen in
Tirols Betriebe. „Für viele Unterneh-
men ist es schwierig, neben dem täg-
lichen Geschäft Zeit und Know-how
aufzubringen, um die Entwicklung
im Unternehmen voranzutreiben",
begründet Wirtschaftslandesrätin
Patrizia Zoller-Frischauf die Initiative.
Mit dieser Unterstützung des Landes
(maximal 28.000 Euro für Personal-,
Qualifizierungs- und Coaching-
kosten) können Absolventen von
Hochschulen bzw. berufsbildenden
höheren Schulen für die Einführung
oder Entwicklung neuer Produkte
und Dienstleistungen mit großem
Marktpotenzial eingestellt werden.
F
ür dieTiroler
Start-up-Sze-
ne. Das Bewusst-
sein ist da, dass
junge, innovative
Unternehmen
einen echten
Mehrwert für
die Region brin-
gen. Die Politik sieht das, aber auch
Studienabgänger sehen die Möglich-
keit, ein Start-up zu gründen oder in
einem zu arbeiten, als echte Karriere-
Alternative. Das hängt sicherlich auch
damit zusammen, dass in letzter Zeit
immer wieder „Hidden Champions“
sichtbar geworden sind und als Inspi-
ration dienen. Gleichzeitig gibt es auch
Initiativen und Bestrebungen, von po-
litischer aber auch privater Seite, um
inTirol ein Ökosystem aufzubauen. Es
geht darum, künftige Gründer bereits
in ihrer hochschulischen Laufbahn
bestmöglich auf unternehmerische
Herausforderungen vorzubereiten.
Veranstaltungen,Wettbewerbe und
informelle Get-together führen bei
Interessierten außerdem dazu, Hür-
den abzubauen und einen Austausch
zu fördern. Risikokapitalgeber sind
ein weiterer essenziellerTeil eines
florierenden Ökosystems. Diese sind
inTirol leider noch rar. Es gibt aber
erfolgreiche Unternehmer, die über
Kapital, Erfahrung und ein wertvolles
Netzwerk verfügen – drei sehr wich-
tige Faktoren für junge Unternehmen.
Der Schritt, in Start-ups zu investieren,
scheint aber bei vielen noch sehr groß.
Natürlich darf sichTirol in Bezug auf
Start-ups nicht nur auf sich selbst kon-
zentrieren. Man muss über die Berge
hinaussehen. Kurzfristig ist es aber
wichtig, die regionalen Kräfte zu bün-
deln. Das ist positiv für den Standort
und erlaubt eine ernstzunehmende
Positionierung innerhalb Österreichs
und darüber hinaus.
Die Zeit
ist reif…
GASTKOMMENTAR
MMAG. CHRISTINA SCHOLOCHOW
Geschäftsführerin mohemian ventures
START-UPS & FTI
I
m Rahmen des Global Entrepre-
neurship Monitors wurde das
Spezialthema Forschung,Technologie
und Innovation (FTI) für Österreich
untersucht. Die Studienergebnisse
zeigen, dass FTI-Unternehmen insge-
samt, besonders jedoch eigenständig
forschende, technologieführende und
innovative Nischenplayer, höheres Be-
schäftigungswachstum erwarten und
international aktiver sind. 87 Prozent
der heimischen Jungunternehmer
sind laut der Studie in FTI-basierten
Unternehmen aktiv, gut ein Drittel
ist erfolgreicher Nischenplayer mit
neuen Produkten oder Dienstleis­
tungen auf Märkten mit wenig oder
gar keiner Konkurrenz.
Foto:ACR Schnür-Brunnbauer
Foto:privat
Das erste Dossier auf
behandelt das
Thema Energieeffizientes Bauen in Tirol.
Foto:StandortagenturTirol
Staatssekretär Harald Mahrer: „In der Wachstumsphase ist unser Aufholbedarf am
größten. Globale Markteroberung braucht andereWachstumsfinanzierungen.“
Neuer Auftritt für tirol.info
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