STANDORT:
Wer steckt hinter den
zehn Million Doodle-Usern?
MICHAEL NÄF:
Das Spektrum ist
wirklich sehr breit. Ich höre immer
wieder von Leuten, die sagen, sogar
meine Mutter oder mein Großva-
ter können Doodle einsetzen. Und
ebenso beim Inhalt. Es geht von
beruflicher Nutzung mit Team-
meetings oder Verwaltungsrats-
sitzungen über den halb privaten
Bereich – Vereins- und Verbands-
arbeit – bis in die Organisation pri-
vater Treffen. Immer spart unsere
Webapplikation Zeit und Nerven.
STANDORT:
Von der Idee zur
Doodle AG, wie haben Sie das orga-
nisiert?
NÄF:
Als ich Doodle konzipiert
und entwickelt habe, habe ich in
der Industrie gearbeitet, die Idee
zwei, drei Jahre ausgebaut und
dann gegründet. Als wir Investoren
suchten, brachte das Vorteile. Denn
wir hatten schon ein Produkt, das
mit über 200.000 Usern erwiese-
nermaßen am Markt funktionierte,
und mit dem wir – auf kleinem Ni-
veau, aber nichtsdestotrotz – schon
Geld verdient hatten.
STANDORT:
Ihre persönliche Mo-
tivation für die Selbstständigkeit?
NÄF:
Vor allem wollte ich Doodle
weiterführen und da war eine Grö-
ße erreicht, mit der alles auf profes-
sionelle Beine musste. Ein persön-
licherer Grund ist, dass ich auf der
Suche nach mehr Intensität war. Es
sollte ummehr gehen, bei dem, was
ich mache. Ich wollte den Dingen
mehr ausgesetzt sein, im Positiven
wie im Negativen.
STANDORT:
Wie geht es Doodle in
Österreich?
NÄF:
Österreich ist einer der stär-
keren Märkte für uns. Bei rund
200.000 Usern rechnen wir uns bei
vergleichbarer Grundmenge zur
Schweiz mit einer Million Usern
noch große Chancen aus. Um die
Werbeplätze in Österreich zu mo-
netarisieren, sind wir deshalb kürz-
lich eine Kooperation mit adworx
eingegangen.
STANDORT:
Wie will Doodle sei-
nen Vorsprung halten?
NÄF:
Das Wichtigste ist fast schon
banal. Wir wollen den Usern kei-
nen Grund geben, zu wechseln.
Vor allem aber investieren wir echt
viel, um die Einfachheit und die Be-
nutzerfreundlichkeit von Doodle
zu bewahren. Auch wenn wir neue
Funktionen hinzufügen.
STANDORT:
Und Ihr persönlicher
Rat für Gründer?
NÄF:
Einfach mal starten. Wenn
man etwas hat, woran man glaubt:
loslegen und sich nicht zu sehr von
Risikoüberlegungen aufhalten las-
sen. Die Kehrseite ist ja die Chance.
Und dann schnell viel lernen. Aus-
probieren, auch Fehler machen,
Fehler aber nur einmal machen
und sich ständig verbessern, in
dem, was man tut. Vor allem aber
dranbleiben. Meistens findet man
wieder eine Lösung. ]
Michael Näf, der Gründer der Doodle AG, über die Doodle-Erfolgsgeschichte,
seinen ganz persönlichen Antrieb und das, was er beim Gründen für zu tun hält.
„Den Dingen mehr
ausgesetzt sein“
Standort
Seite 1 | 2
STANDORT 01|12
[ Thema: Inhalt ]
Doodle-Gründer Michael Näf über seinen
Weg von der Idee zur eigenen Firma
standort
[ standortagentur ] : [ erneuerbare energien ] [ informationstechnologien ] [ life sciences ] [ mechatronik ] [ wellness ] : [ forschung ] [ wirtschaft ]
Erneuerbare Energien
Seite 3
[ Thema: Impressum ]
STANDORT. Aktuelle Nachrichten
der Standortagentur Tirol und ihrer
Clusterinitiativen. Ausgabe 02|12
Herausgeber: Standortagentur Tirol, Ing.-
Etzel-Straße 17, 6020 Innsbruck
Verleger: ECHOZeitschriften- u. Verlags
GmbH | Redaktion: Andreas Hauser, Hugo
Huber, Gernot Zimmermann
Fotos: Andreas Friedle| Layout: Thomas
Binder, Armin Muigg | Druck: Alpina
3 2
1
4 5 6 7 8
Nr. 13 | Jg. 04
aktuelle nachrichten der STANDORTAGENTUR TIROL
Günter Höfert und Christian Baumgart-
ner sind vom Mechatronik-Studium überzeugt
Foto: Friedle
Bei Durst ensteht eine neue Produktions-
stätte mit dem Klimadesign von Alpsolar
Der Solar-Profi TiSUN heizt bei den
Olympischen Spiele in London ein
Mechatronik
Seite 4
Zimmer Austria investiert 1,2 Millionen
Euro in den Ausbau des Maschinenparks
Optinumeric aus Mieming agiert in der
Welt des virtuellen Maschinenbaus
Informationstechnologie
Seite 5
Anton Waldharts Software erlaubt einen
permanenten Blick auf die Kostenentwicklung
Die großen Antivirus-Hersteller testen ihre
Security-Applikationen bei AV Comparatives
Wellness
Seite 6
Die comm.ag überzeugt die Tourismus-
branche mit ihren Visualisierungen
Wellnesspionier Hugo Westreicher über
Bodenständigkeit und Authentizität
Life Sciences
Seite 7
Eine Langzeitstudie über Gefäßerkran-
kungen rückt Tirol ins Blickfeld der Forschung
Der Cluster Life Sciences Tirol plant
einen heißen Herbst für die Medizintechnik
Neues Biocenter am Innrain
[ Forschungsstandort ]
R
und 76 Millionen Euro wurden am Innsbrucker Innrain, Hausnummer 80
und 82, investiert, insgesamt 35.000 Quadratmeter als ein ein sichtbares
Zeichen für den Chemie- und Biomedizin-Standort Tirol, bietet es doch nun
Platz drei Fachbereiche (Chemie, Pharmazie und Biomedizin) beider Innsbru-
cker Universitäten. „In dieser neuen, hellen und modernen Umgebung ist der
Platz entstanden, den die Medizinische Universität Innsbruck benötigt, um einen
zukunftsträchtigen Forschungszweig – die Biomedizin und speziell die Krebs-
forschung – weiter voranzutreiben“, betonte Herbert Lochs, Rektor der Medizinische Universität Innsbruck, bei der Eröffnung.
Und Anke Bockreis, Vizerektorin für Infrastruktur der Universität Innsbruck, ergänzte: „Der Neubau bietet eine perfekte Lehr-,
Lern- und Forschungsumgebung.“ Perfekt ist auch die Gebäudetechnik: Für die erforderliche, hohe Luftqualität wurden besonders
leistungsstarke Anlagen zur Luftumwälzung eingerichtet. Pro Stunde werden etwa 400.000 Kubikmeter Luft umgewälzt, die dabei
generierbare Wärmerückgewinnung zur Temperierung der Räume liegt bei 85 Prozent. Auch die Kühlung der Forschungsgeräte,
Labors und weiteren Räume ist sehr anspruchsvoll. Um das komplexe Kühlsystem effizient betreiben zu können, wurde ein eige-
ner Grundwasserbrunnen angelegt, durch den bis zu 80 Prozent der nötigen Kühlleistung abgedeckt werden. Zusätzlich kann aus
diesem Brunnen das Wasser für die Besprinklerung des gesamten Gebäudes gewonnen werden.
Smart Contest
T
iroler und Südtiroler Klein- und
Mittelbetriebe, die den Schritt in die
Welt von Facebook, Twitter, Youtube,
Xing & Co wagen wollen, können dafür
ab sofort ein Profi-Coaching gewinnen.
Voraussetzung: Die Idee, wie man die
sozialen Netzwerke nützen möchte,
muss bis zum 30. Juni beim „Smart
Contest“ eingereicht werden. Aus den
eingereichten Projekten wählt eine
Fachjury die zwanzig besten Konzepte
aus, deren Umsetzung das MCI mit
Profi-Coaching begleitet. Daraus
bestimmt die Jury die zehn vielverspre-
chendsten Social Media-Lösungen, die
anschließend um den Hauptpreis, den
„Social Media Crystal“, rittern. Info:
www.smart-regio.euD
as neue CCB
(Centrum für
Chemie und Bio-
medizin) Gebäude
am Innrain vereint
Biomedizin, Che-
mie und Pharma-
zie der Medizin
und Leopold Fran-
zens Universitäten in Innsbruck. Die He-
rausforderung an die Architekten (DinA4
Architekturwerkstatt) und die Bauherren
(BIG) war es eine funktionelle hochtech-
nologische Bauweise mit offenen Begeg-
nungsstrukturen zu vereinen. Außerdem
sollte das größte Forschungsgebäude
westlich von Wien, sich städtebaulich in
das Gesamtkonzept der Stadt einordnen
und es durch die Erschließung und Öff-
nung der Innpromenade bereichern. Ich
habe dieses ambitionierte Bauvorhaben
seit 2005 als Baubeauftragter der MUI
begleitet und es war ein langer, aufre-
gender und manchmal beschwerlicher
Weg, aber es hat sich gelohnt. Das CCB
Gebäude ist architektonisch ein Lichtblick,
technisch am höchsten Stand und hat
Wissenschaft greifbar gemacht. Wissen-
schaft ist mehr noch als andere Diszipli-
nen von der direkten Kommunikation
abhängig. Viele gute Ideen ergeben sich
erst wenn sich Menschen ungezwungen
begegnen, z.B. an der Kaffeemaschine
oder in der Cafeteria. In dem Gebäude
wurden die konventionellen Grenzen der
Ordinariats-Hierarchien gesprengt und
die einzelne ForscherIn mit ihrem Labor
steht im Vordergrund. Es wurde Entwick-
lungsmöglichkeiten für junge Menschen
geschaffen und Hochtechnologieeinheiten
als zentrale Zentrums-Facilities für alle zur
Verfügung gestellt. Das Konzept ist aufge-
gangen, die Stimmung ist unbeschreiblich
und wir brechen zu neuen Ufern auf.
„Wir brechen
hier zu neuen
Ufern auf“
GASTKommentar
Univ. Prof. Dr. Lukas A. Huber
Geschäftsführender Direktor des
Biozentrums der Medizinischen
Universität Innsbruck
Foto: Friedle
Innovationspreis
A
uch heuer verleihen das Land Tirol
und die Wirtschaftskammer den
„Tiroler Innovationspreis“ an Unterneh-
men, die mit ihren neuen Technologien
und Dienstleistungen einen wichtigen
Beitrag leisten, um Tirol in eine er-
folgreiche Zukunft zu führen.Gesucht
werden neue Ideen aus allen Branchen
– alle Tiroler Unternehmen sind damit
eingeladen, ihre Innovationen zu präsen-
tieren. Der Preis wird in drei Kategorien
ausgelobt: zwei Preise (zu je 7.500 Euro)
für Technische Innovation (Produkt und
Verfahren) bzw. Dienstleistungsinnova-
tion (inkl. Tourismus), ein Sonderpreis
(3.000 Euro) für die beste Konzeption
eines noch nicht umgesetzten Projektes.
Infos unter wko.at/tirol/innovationspreis
Foto: Universität Innsbruck
„Ich bekam alles retour außer Ter-
mine“, berichtet Michael Näf von
einem Versuch, ein Abendessen
unter Freunden via Email zu verein-
baren – worauf der ETH-Ingenieur,
den Online-Terminplaner Doodle
entwickelte. Acht Jahre später ist
seine Doodle AG mit monatlich
über zehn Millionen Usern auf
www.doodle.comMarktführer. Am
22. Mai referierte Näf auf Einladung
von adventure X vor Unterneh-
mensgründern in Innsbruck.
Zur Person
„Wenn man etwas hat, woran man glaubt, loslegen und schnell viel lernen“, rät Michael Näf.