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In Innsbruck koordiniertes EU-Forschungsprojekt Growthstop bringt neue Erkenntnisse zum Thema Zellwachstum und dessen Regulierung. Foto: Kristian Pfaller

Ein Krebsgen bremst sich selbst

22.02.2011
Neuer Mechanismus zur Regulierung des Zellwachstums im Körper entdeckt.

Krebs entsteht, wenn das Gleichgewicht zwischen Zellteilung, -wachstum und -tod gestört ist. Das macht seine Behandlung so schwierig, weil diese nicht radikal, sondern maßvoll sein muss. Es ist, als wolle man einen Brand nicht vollständig löschen, sondern lediglich eindämmen.

(Un)begrenztes Zellwachstum
Um gezielt gegen den Krebs (bzw die Krebsgene) vorgehen zu können, muss zuerst klar sein, wie deren Zellwachstum grundsätzlich reguliert wird. Auf diesem Gebiet forschen Wissenschaftler am Biozentrum der Universität Würzburg im Rahmen des EU-Forschungsprojekts Growthstop, das von der Innsbrucker Projektmanagement-Firma CEMIT koordiniert wird. Und genau hier gelang den Forschern eine bedeutende neue Entdeckung – sie kamen einem Rückkopplungsmechanismus im Körper auf die Spur, der dafür sorgt, dass das bekannte Krebsgen Myc (bzw das von ihm kodierte Protein) in genau der richtigen Menge vorliegt – bei dieser Regulierung spielt eine Proteinkinase namens MK5 die entscheidende Rolle.

Gesunde Zelle – kranke Zelle
Einfach ausgedrückt sorgt Myc dafür, dass Zellen wachsen und sich vermehren. Gerät es außer Kontrolle, kann Krebs entstehen, da Zellen sich stärker als vorgesehen vermehren und wachsen. Die Forscher im Projekt Growthstop haben sich auf die Suche nach einem Hemmstoff für Myc begeben und diesen auch gefunden – in der Form der eingangs erwähnten Proteinkinase MK5. Diese steht im Körper in engem Zusammenhang mit Myc –denn je mehr Myc im Körper vorhanden ist, umso mehr wird von dem Hemmstoff (MK5) für Myc produziert. So bremst das Krebsgen Myc sich selbst und Zellwachstum und –vermehrung geraten nicht außer Kontrolle.

Kein Wachstumsstopp bei Darmkrebs
Bei weiteren Untersuchungen wurde herausgefunden, dass genau dieser Rückkopplungsmechanismus bei Darmkrebszellen außer Kraft gesetzt ist. Hier könnte sich also eine der Ursachen für Krebsentstehung verbergen – und möglicherweise ein Ansatzpunkt für zukünftige Therapieentwicklungen.


Literatur: "The MK5/PRAK Kinase and Myc Form a Negative Feedback Loop that Is Disrupted during Colorectal Tumorigenesis", Molecular Cell, Volume 41, Issue 4, 18 February 2011, Pages 445-457
Links: www.cell.com/molecular-cell/home

Hintergrund Growthstop
Growthstop ist ein Forschungsprojekt des 6. Europäischen Forschungsrahmenprogramms (FP6). Ziel ist die Identifizierung, Entwicklung und Validierung neuer Therapeutika, die den programmierten Zelltod in Tumoren herbeiführen. Das Konsortium hat 12 Mitglieder aus Österreich, Deutschland, Israel, Großbritannien, Spanien und Ungarn. Es wird von Prof. Lukas A. Huber, Direktor des Biozentrums der Medizinischen Unversität Innsbruck geleitet. Die Laufzeit ist von 2006 bis voraussichtlich Mitte 2011.
http://www.cemit.at/folgeseite.cfm?id=154


Hintergrund CEMIT
Die Innsbrucker CEMIT initiiert und managt Großforschungsprojekte an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, darunter das Zentrum für Personalisierte Krebsmedizin Oncotyrol, nationale Genom-Forschungsprojekte in den Bereichen Proteomik und nichtkodierende RNAs, sowie EU-Projekte oder –Programme in den Bereichen Krebs- und Arteriosklerose-Forschung. CEMIT katalysiert Forschung, indem sie den Wissenschaftlern zeitraubende administrative Tätigkeiten abnimmt. Sie ist aus zwei staatlich geförderten Netzwerkprogrammen hervorgegangen, darunter das Kompetenzzentrum Medizin Tirol (KMT).

CEMIT – Center of Excellence in Medicine and IT GmbH
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Karl-Kapfererstr.5,
6020 Innsbruck
Tel. +43 (0) 512 576523-221
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